Von der Straße in die Hafttun & lassen

Sachbuch: Gefangen & Wohnungslos

«Sebastian: Ins Gefängnis kommt man ganz schnell. Aber auch in die Obdachlosigkeit kann man ganz schnell geraten. […] Gerhard: Jeder Obdachlose hat sein Schicksal, ich hab’ mit so vielen gesprochen. Da ist immer was Gravierendes gewesen.»
In Deutschland seien 14 Prozent aller Inhaftierten bei Haftantritt wohnungslos, schreibt Klaus Jünschke in Gefangen & Wohnungslos. In einer «Erzählwerkstatt» hinter Gittern lud der Sozialarbeiter Inhaftierte der JVA Köln ein, über ihr Leben mit Hafterfahrung, Armut und ihre Zeit ohne Wohnung zu sprechen. Das Ergebnis ist ein 466 Seiten dickes Buch, vollgepackt mit traurigen Schicksalen, interessanten praktischen Details, aber auch lustigen Anekdoten vom Leben auf der Straße, im Gefängnis und dazwischen.
Erfahrungen in Notunterkünften werden genauso besprochen wie Gewalt hinter Gittern, Ersatzfreiheitsstrafen für Öffi-Fahrten ohne Ticket und Liebe in der Wohnungslosigkeit. Auf Augenhöhe und ohne Scham erzählen inhaftierte Männer, was sie beschäftigt, wer sie sind, und was sie mit ihrem Leben vorhaben. Menschen aus schwierigen Umständen bekommen Raum, ihre vielschichtige Geschichte zu erzählen. Eine große Bereicherung!

Klaus Jünschke: Gefangen & Wohnungslos. Gespräche mit Obdachlosen in Haft
Weissmann 2023
466 Seiten, 25 Euro

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