Von der Verantwortung, das Verbrechen nicht geschehen zu lassenArtistin

Filmretrospektive der KZ-Gedenkstätte Mauthausen

Jemanden lieben, das heißt, etwas für ihn tun. Oder wenigstens den Willen haben, es zu tun.» ­Walter und Ruth sind verliebt. Aber Walter ist ein Wehrmachtsoffizier, und Ruth eine inhaftierte griechische Jüdin, die nach Auschwitz verbracht werden soll.

Wir befinden uns in ­einem Dorf im besetzten Bulgarien im Jahr 1943. Konrad Wolfs Film «Sterne» ist ein klares Statement dazu, dass man dem ­Holocaust beikommen hätte können, dass es Möglichkeiten gegeben hatte, zu helfen, sich dagegenzustemmen, Leben zu retten – und dass man nachfragen muss, wer sie wahrgenommen hat. Der Film wurde 1958 gedreht und gilt als der erste im deutschsprachigen Kino, der die Verantwortungsfrage stellt. Er hatte im Jahr darauf in Ostberlin Premiere, 1960 wurde er auch in der BRD gezeigt – aber mit einem alternativen Finale, das vermeidet, dass Walter sich den Partisan_innen anschließt. Wo kämen wir da schließlich hin …

«Sterne» ist einer von vier Spielfilmen, die zum Thema «persönliche Verantwortung» bei der heurigen Open-Air-Filmretrospektive der KZ-Gedenkstätte Mauthausen gezeigt werden. Das kleine Filmfestival, traditionell kuratiert vom Historiker und Kinofan Frank Stern gemeinsam mit Stephan Matyus von der Gedenkstätte, hat einen Auftrag: Es will nicht allein der Erinnerung auf die Sprünge helfen, sondern sich auch in den aktuellen Lauf der Dinge einmischen. «Warum war es für Rechtsextreme und Antisemiten so leicht, Massenzuspruch zu finden? Wie sah es um die Verantwortung des Einzelnen in unserer Gesellschaft aus?», fragt das Programm. Die Dringlichkeit, mit der wir diese Fragen auch heute beantworten müssen, liegt auf der Hand.

 

Infos:

23.–26. August, jeweils 20 Uhr

Eintritt frei, kostenloser Shuttle von Wien nach Mauthausen und retour, verbindliche Anmeldung erforderlich. Tel.: (01) 53 126-38 32­

info@mauthausen-memorial.org

www.mauthausen-memorial.org