Von Dr. Caligari bis AloysArtistin

Retrospektiven im Filmarchiv: Georg Friedrich und Conrad Veidt

Kaum zu glauben, Georg Friedrich ist schon 51 – höchste Zeit, dem Wiener Schauspieler eine Filmschau zu widmen, immerhin hatte er 1983 seine erste TV-Rolle im Tatort (als Neonazi in Inspektor Mareks letztem Fall), sein Leinwand-Debüt gab Friedrich 1988, seither war er in über 50 Kinofilmen zu sehen.

Das Metro Kino zeigt bis 10. Jänner eine Auswahl von Kino- und Fernsehfilmen ab 1999, in denen Friedrich in Haupt- und Nebenrollen auftritt. 2004 verkörpert Georg Friedrich Rollen in sieben Filmen, in diesem Jahr erhält er auf der Berlinale die Auszeichnung «Shooting Star» – ein Preis, der an Nachwuchsschauspieler_innen vergeben wird, was Friedrich in einem Interview mit dem Hinweis, er sei schon 38, kommentierte. 2017 bekam er auf der Berlinale einen «Erwachsenen-Preis», nämlich den Silbernen Bären für seine Darstellung des Vaters eines 14-Jährigen in «Helle Nächte».

Bekannt, und wohl auch bis einem gewissen Grad festgelegt, ist Georg Friedrich als Darsteller von Wiener Typen aus der Unterschicht, wortkarg, cool, zigarettenrauchend, mitunter als Kleinkrimineller (z. B. als patscherter Dealer in «Nacktschnecken»), manchmal als Süchtiger (als Spielsüchtiger in «Spiele Leben» oder auch als Junkie Max in «Annelie»). Im klassischen Hollywoodkino war der rollenmäßige Werdegang von Schauspielern folgendermaßen festgelegt: Zunächst wurde ein actor als Gangster besetzt, den good guy, den Polizeiermittler oder Detektiv zu mimen, war den Top-Stars vorbehalten. In «Aloys» des Schweizer Regisseurs Tobias Nölle spielt Friedrich einen Privatdetektiv – nach altem Maßstab also ein Durchbruch.

Cesare forever. Sein intensiver Blick sei Vorbild für seine Darstellung des Dracula gewesen, erzählte Christopher Lee, und seine Verkörperung des Gwynplaine in «The Man Who Laughs» (1926) inspirierte die Entwicklung des Jokers im Batman-Comic: Conrad Veidt (1893–1943) könnte somit gewissermaßen als Urahn der Gruftis und der Horrorclowns gesehen werden, der aus Berlin stammenden Schauspieler wirkte jedenfalls mit seiner expressionistischen Darstellungsform stilbildend. Als Cesare in «Das Kabinett des Dr. Caligari» gelangte er 1920 zu internationaler Bekanntheit. Die hagere Gestalt des Somnabulen Cesare mit bleichem Gesicht und den dick schwarzumrandeten starren Augen ist bis heute ikonisch. Meistens spielte er zwielichtige Gestalten und Bösewichte oder deren Opfer. Im realen Leben stellte er sich auf die Seite der Guten. Conrad Veidt war ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus und verließ Deutschland 1933 mit seiner Ehefrau Ilona Preger, einer Halbjüdin, für immer. Er ließ sich in England, später in den USA nieder und setzte seine Filmkarriere fort. Einen Großteil seines Privatvermögens und seiner Filmgagen spendete er für den Kampf gegen die Nazis.

 

Georg Friedrich

bis 10. Jänner

Conrad Veidt

21. Jänner bis 28. Februar

Metro Kino Kultur Haus

1., Johannesgasse 4

www.filmarchiv.at