Von «lockerem» Rassismus und dem «Enkel-Neffen-Trick»tun & lassen

Romano Centro veröffentlicht ersten Antiziganismus-Bericht

«[…] am Salzburger Hauptbahnhof entdeckte Frau R. bei einem Imbisslokal einen von der Filialleiterin unterzeichneten Aushang mit der Aufschrift: «Wir verkaufen den Zigeunern absolut nichts mehr.» Eine Kellnerin des Lokals meinte, der Aushang wurde nach einer Initiative der gegenüberliegenden Filiale einer Fast-Food-Kette angebracht. Im Auftrag von Frau R. erstattete ZARA beim Magistrat Salzburg Anzeige wegen diskriminierender Dienstleistungsverweigerung.»

So und so ähnlich tönen die zweiundachtzig Beispiele, die in der Nullnummer des «Antiziganismus-Berichts» aufgezählt werden, um damit die rassistische Diskriminierung gegen Rom_nja, Sinti_ze und andere unter dem Begriff «Zigeuner» subsummierte Personen in ihren unterschiedlichen Spielarten sichtbar zu machen. Dieser erste «Antiziganismus-Bericht» erschien Ende 2013 angelehnt an das Vorbild des dreizehn Jahre alten «Rassismus-Reports», den ZARA (Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit) jährlich herausgibt. Verantwortlich für die dokumentarische und politische Arbeit des Berichts zeichnet das Romano Centro, das seit 1991 «für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Roma/Romnja und Sinti/Sintize und gegen deren Diskriminierung» aktiv ist. Beispiele von Beschimpfungen, Übergriffen, Gefährdungen und strukturellen Ausschlüssen in verschiedenen Sparten des öffentlichen und halböffentlichen Raums (Dienstleistungen, Arbeit, Behörden, Internet etc.) werden dokumentiert und rechtliche und soziale Hilfs- und Beratungsangebote aufgelistet.

Nicht nur von ideologisch gefestigtem «Antiziganismus» oder Rassismus gegen Rom_nja und Sinti_ze wird berichtet – wie etwa tätliche Übergriffe von rechten Jugendlichen auf französische Roma-Familien, die in ihren Wohnwägen in der Osttiroler Provinz Halt machten. Auch eine ganze Menge Ignoranz gegenüber rassistischen Stereotypen und Sprachwendungen wird in dem Bericht offenbar – gekoppelt mit dem Aufruf, nicht ständig wegwischende Handbewegungen zu machen, sondern sich mal ernsthaft mit den Konsequenzen einer solchen Kultur zu beschäftigen.

Ein, verniedlichend gesagt, recht österreichisches Beispiel ist das vom Seniorenbundkalender, der doch nur bei der Polizei abgeschrieben hat: «Der oberösterreichische Seniorenbund veröffentlichte in seinem Kalender 2013 einen Text, in dem die SeniorInnen vor dem sogenannten «Enkel-Neffen-Trick», einer Form des Betruges, gewarnt wurden. Gleich zu Beginn des Artikels wurden die vermeintlichen Täter genannt: «hauptsächlich Angehörige der Roma und Sinti». Im darauffolgenden Satz wurde die Volksgruppe generell als besonders gefährlich dargestellt: «Diese Volksgruppe handelt sehr skrupellos und beutet ihre Opfer oft bis zur wirtschaftlichen Vernichtung ihrer Existenz aus.» Nach Bekanntwerden des Vorfalls in den Medien entschuldigte sich der Seniorenbund und verwies darauf, dass der Text von der Polizei stamme. […].» Dass auch die Late-Night- und Low-Niveau-Show «Willkommen Österreich» ihr Fett abkriegt, wundert angesichts des dort kultivierten Durchschnittswitzes nicht (wir erinnern uns an Stermanns Auschwitz-Sager zum Thema ÖBB), und dennoch ist es wert, abgedruckt zu werden, wie die Redaktion den rassistischen Sager eines Studiogasts auf Anfrage kommentierte: «Es wurde darauf hingewiesen, dass die Late-Night-Show Willkommen Österreich nicht der ansonsten im ORF üblichen political correctness unterliege und sich die Moderatoren und Gäste daher «locker» äußern würden.»

Bericht zum Download oder zur Bestellung unter: www.romano-centro.org