Wäsche waschenDichter Innenteil

Drei kurze Texte von Heli Yletyinen

Wäsche waschen

Wir obdachlosen Frauen im Caritas Tageszentrum am Praterstern sind viele. Und immer wieder kommen wir hierher zurück. Zum Wäsche waschen, zum Kaffee trinken, zum Duschen, zum Ausruhen oder um die Post abzuholen. Die Adresse ist Springergasse 5. Springer bedeutet in der schwedischen Sprache laufen. Ich laufe – jag springer. Du läufst, du springst. Oder spinnst. Hier ist himmlische Ruhe für alle obdachlosen Frauen.

Kaktus

Ich lernte Sprachen, Deutsch in der Schule. Ich hatte eine Lehrerin, die hieß Frau Auer. Sie war kurz und dick und sehr unangenehm. Für mich zeichnete sie Kaktusbilder in meine Prüfungspapiere. Denn sie war sehr kritisch und sagte: Diejenigen, die nicht gut genug Deutsch können, werden das Kaktus-Zeichen bekommen. Am Salzburger Hauptbahnhof kaufte ich eine Postkarte. Auf der Trafikquittung war der Name Auer. Jetzt kann ich besser Deutsch, aber die Lehrerin Frau Auer ist als Finnin nicht hier in Österreich.

Feigenblatt

Leider bemerkte ich in der Augustin-Redaktion heute keine Venus von Willendorf. Vielleicht gibt es in Wien noch das Bedürfnis, sich zu erinnern, dass der weltberühmte Kulturschatz fast nie diskutiert wird. Auf Lucas Cranachs berühmten Gemälde von Adam und Eva schützt ein Feigenblatt die Genitalien. Fikon ist Feige auf Schwedisch. Das Feigenblatt verhüllt, sodass die höchste Gesellschaft die Maler finanzierte. Im Weihnachtskalender gibt es nie Bilder aus Biologiebüchern. Es gibt keine Mittsommerkalender mit nur Genitalbildern drinnen. Aber Porno macht das größte Geld im Internet. Und Kunstmuseen sind voll mit nackten Personen.