Warum 47.000 Kinder nicht frieren müsstentun & lassen

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Wenn Kinder in kalten Wohnungen aufwachsen, ist das nicht wurscht. Besonders zeigen sich bei ihnen Atemwegserkrankungen und Stresssymptome wie Kopfschmerzen oder Einschlafstörungen. Kälte löst eine ganze Reihe von gesundeitsbedrohlichen und psychosozialen Reaktionen aus. Insgesamt können es sich 219.000 Menschen, also rund drei Prozent der österreichischen Bevölkerung, nicht leisten, ihre Wohnung im Winter warm zu halten. In diesen Wohnungen leben 47.000 Kinder.

Je niedriger das Einkommen, desto höher der Anteil für Wohn- und Heizkosten. Im Durchschnitt geben Haushalte mit einem Monatseinkommen unter 900 Euro 36 Prozent ihres Gesamtbudgets für Wohn- und Heizkosten aus. Um die 10 Prozent davon betragen die Kosten für Energie. Je weiter das Einkommen sinkt, desto höher ist dieser Anteil. Die großen Brocken «Wohnen» und «Energie» drücken schwer auf einkommensarme Haushalte. 64 Prozent der einkommensarmen Personen haben einen Wohnkostenanteil von mehr als einem Viertel. Besonders betroffen: Alleinerziehende und Personen, die keinen Job haben oder in schlechten Jobs arbeiten müssen – da macht dieser Anteil sogar 49 Prozent aus.

 

Nur Achtung: Niemand ist arm wegen der Heizkosten. Die Gründe der Armutsproduktion liegen in der Wirtschafts-, Steuer-, Bildungs- und Beschäftigungspolitik. Und in den hohen Wohnkosten und dem nachlassenden sozialen Wohnbau. Auch verbrauchen Reichere insgesamt viel mehr Energie und Ressourcen. Bei den Armen mit Nachhaltigkeit zu beginnen, ist dann auch eher zynisch. Armutsbetroffene sind weniger für den Klimawandel verantwortlich als Reiche, leiden aber stärker unter seinen Folgen. Das reichste Einkommensviertel gibt mehr Geld für Mobilität und Konsum aus als andere und verursacht damit auch mehr Treibhausgase. Besonders ins Gewicht fallen der Besitz von Autos, großen Häusern und höhere Ausgaben für Flugreisen. Ärmere wohnen in kleineren, überbelegten Wohnungen und konsumieren weniger. Sie tun das aber unfreiwillig, sie sind so etwas wie «Klimaschützer wider Willen».

 

Noch ein Warnschild: Es ist nicht klug, den Heizkostenzuschuss abzuschaffen, bloß weil er «nicht nachhaltig» sei. Kann schon sein, aber für Einkommensarme sind die hundert Euro jetzt existenziell und helfen jetzt gegen Not. Das kann keine mittelfristig und später wirkende Energieberatung ersetzen. Das eine tun und das andere nicht lassen.

Einen möglichen Hoffnungsschimmer für den Kampf gegen Energiearmut stellt das gerade in Begutachtung befindliche Energieeffizienzgesetz dar. Laut dem Gesetz werden Energieversorger verpflichtet, bei Ihren Kunden Energie im Ausmaß von 5780 Terrajoule (TJ) pro Jahr einzusparen. Da fehlt aber noch die notwendige Entschlossenheit. So ist gesetzlich zwar vorgesehen, dass Maßnahmen bei Haushalten in Energiearmut anrechenbar sind, es gibt aber keine Verbindlichkeit dazu. Die Energieversorger können sich auch entscheiden, nichts gegen Energiearmut zu tun. Besser wäre es gesetzlich festzuschreiben, dass zumindest fünf Prozent der vorgesehenen Einsparung Personen in Energiearmut zugute kommen soll. Damit könnte etwa 7000 bis 8000 Haushalten pro Jahr geholfen werden. Wenn diese Chance nicht ergriffen wird, vergibt man die Möglichkeit, tausenden Menschen zu helfen, die jetzt in kalten Wohnungen sitzen.

Tipp:

«Es reicht. Für alle. Wege aus der Armut», Deuticke.

 

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