Was dachte der Postbote?tun & lassen

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Puzzle heißt Jigsaw. Und Jigsaw ist ein Experiment. Ein sozialpsychologischer Versuch über die Kraft der Zusammenarbeit. Wo die Kontrolle über dein eigenes Leben bedroht ist und wo du in ständiger Konkurrenz um den eigenen Status kämpfen musst, dort wachsen Feindlichkeit und Hass. Gelten aber Kooperation und das Prinzip der Gegenseitigkeit als leitend, gehen die Ängste zurück.Das Jigsaw-Experiment suchte sich ein konfliktreiches Feld: Feindschaften in der Schule zwischen Kindern verschiedenster Herkunft. Und das Experiment ging so: Schüler_innen wurden in verschiedene Lerngruppen geschickt, bestehend aus jeweils sechs Personen. Was es zu lernen galt, wurde in sechs Abschnitte unterteilt, von denen jeder einen übernahm. Jede_r Schüler_in lernte nun seinen Teil und versuchte ihn den anderen beizubringen. Wie ein Puzzle müssen die Teile zusammengefügt werden, damit ein Gesamtbild entsteht. Von einer Geschichte oder einer Chemie-Aufgabe gab es nun sechs Teile, die vermittelt gehörten. In dem von Konkurrenz geprägten Klassenzimmer geht es allein darum, dem_r Lehrer_in zu zeigen, wie klug man ist. Man braucht den Mitschüler_innen auch nicht viel Aufmerksamkeit schenken. In der Jigsaw-Klasse müssen die Schüler_innen einander zuhören, um etwas zu lernen. Peter muss auf Maria und auch auf Gülten genau achten, um die für ihn wichtigen Informationen zu bekommen. Wenn Haki im traditionellen Unterricht aus Angst und Unbehagen Schwierigkeiten hat, etwas vorzutragen, können ihn die anderen Schüler leicht ignorieren und sogar demütigen. Hat Haki jedoch in der Jigsaw-Klasse diese Probleme, liegt es im Interesse seiner Mitschüler, geduldig zu sein, ihn zu ermutigen und zu helfen, damit er sein Wissen preisgibt.

Die Ergebnisse waren beeindruckend: Verglichen mit Schüler_innen in traditionellen Klassen war bei den Schüler_innen der Jigsaw-Gruppe eine Abnahme von Ablehnung und eine Zunahme von Sympathie für die Mitglieder ihrer Arbeitsgruppe unabhängig von deren ethnischen Herkunft festzustellen.

Nun wurde den Kindern aus der Jigsaw-Gruppe und Kindern aus traditionellen Klassen eine Reihe von Cartoons gezeigt. Auf dem ersten Bild war ein kleiner Bub zu sehen, der traurig seinen Vater am Flughafen verabschiedet. Am zweiten Cartoon bringt ein Postbote dem Buben ein Paket. Das dritte Bild zeigt, wie der Bub das Paket öffnet, darin ein Spielflugzeug findet und in Tränen ausbricht. Nun wurden die Kinder gefragt, warum der Bub weint. Fast alle sagten richtig: «weil das Flugzeug ihn an seinen Vater erinnert». Dann stellten die Forscher die entscheidende Frage: «Was dachte der Postbote, als er sah, wie der Bub das Paket öffnete und in Tränen ausbrach?»

Die meisten Kinder machen den Fehler, zu meinen, dass der Postbote auch wissen muss, was sie wissen. Die Kinder aus der Jigsaw-Gruppe reagierten jedoch anders. Sie meinten, dass der Briefträger sich wohl nicht auskenne, warum der Bub bei einem so schönen Geschenk weint, er wisse ja nichts von der Abschiedszene am Flughafen. Sie waren in der Lage die Sache aus der Perspektive des Postboten zu betrachten.

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