Eing'schenkt (August 2023)
Die Schule in Österreich kostet Kinder eigentlich nichts, also Anstrengung, Nerven und so schon, aber kein Geld, eigentlich.
Schultasche, Sportbeutel, Hefte, Stifte, Malfarben und Handarbeitskoffer – schon ein einfaches Startparket für die Schule kann 100 bis 300 Euro ausmachen. Hinzu kommen noch zusätzliche Kosten. Je nach Schultyp und Schulstufe müssen zum Beispiel Kopierkosten, oder auch Projekt- und Wandertage sowie Elternvereinsbeiträge finanziert werden. All das macht laut letzter Schulkostenstudie durchschnittlich 1.400 Euro Gesamtausgaben für Volksschule und Unterstufe aus, für die Oberstufe sind es 1.690 Euro.
52.000 Volksschulkinder und 81.000 Kinder in der Unterstufe leben in einkommensarmen Haushalten. Die Startbedingungen am Schulanfang sind für sie da nicht bestens. 20 Prozent aller Eltern würden für ihr Kind gern Nachhilfe bekommen, viele davon (40 Prozent) können sich diese aber nicht leisten. Für Nachhilfe gaben Eltern letztes Jahr im Mittel 630 Euro pro Schulkind aus, heuer stiegen die Ausgaben schon auf 720 Euro an. Die Teuerung hat hier kein neues Problem aufgezeigt, sondern ein altes verschärft. Schon vorher hatten Eltern den Wunsch, bezahlte Nachhilfe für ihre Kinder zu bekommen, eine solche aber nicht erhalten.
Auch berichten vier von zehn Eltern, dass sie fachlich nicht mehr helfen können oder von der Materie überfordert sind. Nachhilfe benachteiligt einkommensschwache Familien. Wenn an der Schule ein guter Förderunterricht organisiert ist, dann kann der Druck auf privat finanzierte Nachhilfe deutlich gesenkt werden. Wenn es eine gute verschränkte Ganztagsschule gibt, dann reduziert sich die bezahlte Nachhilfequote weiter – zu Gunsten der Chancen armutsbetroffener Kinder.
Die hohen Nachhilfekosten und auch der große Aufwand außerschulischer Lernbetreuung zeigen, dass in der Schule zu wenig gelernt wird – also geübt, verfestigt, trainiert, vertieft. Das gehört eigentlich zu den pädagogischen Kernkompetenzen der Schule. Vielen Schulen fehlen da auch Ressourcen, Räume und Personal.
Was wäre noch hilfreich? Schulen könnten gemeinsam Schulmaterialien für ihre Schüler:innen einkaufen und damit günstigere Preise für die Schulsachen aushandeln. Diese Möglichkeit sollte vom Ministerium und den Bildungsdirektionen genützt werden, um die Kosten zu senken. Im Rahmen der Corona-Hilfen wurde ein Geldtopf in der Höhe von 6,8 Millionen Euro für die Unterstützung von Schulveranstaltungen geschaffen. Daraus könnte die Regierung einen Schulausgleichsfonds gestalten, der zukünftig bei einkommensschwachen Schüler:innen die hohen Kosten bei Schulreisen und Veranstaltungen mitträgt.
Für einige Schulen beginnt das dritte Jahr mit dem sogenannten Chancenindex. Dieser sorgt dafür, dass Schulen an benachteiligten Standorten zusätzlich unterstützt werden. Dass ein gut umgesetzter Chancenindex funktioniert und die Bildung der Kinder erhöht, zeigen viele internationale Beispiele – man braucht nur in die Niederlande, die London Challenge oder nach Toronto zu schauen. Aber: So wie er jetzt in Österreich umgesetzt werden soll, muss man leider von einem Chancenindex «light» sprechen. Das Projekt ist nämlich auf bloß 100 Schulen beschränkt und befristet. Hier wird wertvolle Zeit verschwendet. Es braucht eine flächendeckende Einführung in ganz Österreich.
Die Schule kostet doch einiges in Österreich. Was die Schule Kindern nicht kosten sollte, ist die Zukunft.