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Kinder kosten Geld. Die staatlichen Familienleistungen decken das jedoch nur zum Teil ab, besonders groß ist die Lücke bei Alleinerziehenden, bei älteren bzw. mehr Kindern und bei einkommensschwachen Haushalten, zeigt eine aktuelle Studie von Statistik Austria und dem Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO). Und es wird deutlich: Familien mit den geringsten Einkommen ist mit sozialen Direktleistungen wie der Familienbeihilfe am meisten geholfen, am wenigsten mit Steuernachlässen wie dem «Familienbonus». Universalleistungen wie die Familienbeihilfe gehen an alle, daher «universell», verteilen aber am stärksten in das untere Einkommensdrittel. «Mit Universalleistungen kann man das Ziel der Chancengleichheit auf jeden Fall besser unterstützen als mit Steuererleichterungen», schlussfolgert das WIFO.
Der steuerliche «Familienbonus» erfüllt viele Ziele nicht, die für das gute Aufwachsen von Kindern wichtig sind: allen Kindern Chancen geben, allen die Existenz sichern, allen Kindern soziale Teilhabe ermöglichen. Am meisten bekommen die reichsten 20 Prozent der Familien, am wenigsten die ärmsten 20 Prozent, mehr als 150.000 Kinder «ganz unten» bekommen gar nichts. Kinderarmut steigt. Die Zahlen dazu stammen genau aus dem Jahr, in dem der «Familienbonus» eingeführt wurde. Er erreicht die ärmsten Kinder nicht. Das Geld des «Familienbonus» könnte man klüger und fairer anlegen. Immerhin zwei Milliarden Euro. Etwa indem man den Bonus negativsteuerfähig macht und damit auch Familien mit geringem Einkommen erreicht. Und eine Unterhaltssicherung mit einem garantierten Mindestunterhalt einführt. 36 Prozent der Kinder von Alleinerziehenden müssen gänzlich ohne Unterhaltszahlungen oder Ersatzleistungen auskommen. Die Familienbeihilfe wurde seit Jahren nicht valorisiert. All diese universellen Leistungen für alle, die besonders auch Kindern aus dem ärmsten Einkommensdrittel zugutekommen, müssen endlich der Teuerung angepasst werden. Gleichzeitig dürfen wir jetzt die über 70.000 Kinder in der neu eingeführten, gekürzten Sozialhilfe nicht vergessen. Geringere Richtsätze für Erwachsene mit Kindern und Kürzungen des Lebensunterhalts drängen Familien mit Kindern an den Rand. Das Sozialhilfegesetz ist mehr als sanierungsbedürftig.
Eine weitere Möglichkeit wäre eine Kindergrundsicherung. Deutschland hat sich eine solche gerade vorgenommen, in Österreich gibt es erste Modellvorschläge dazu. Eine Kindergrundsicherung setzt sich aus einem Fixbestandteil und einem vom Einkommen der Eltern abhängigen Teil zusammen. Sie umfasst eine materielle Dimension mit Wohnen, Nahrung und Kleidung in der Höhe von 300 Euro, eine kulturelle Dimension mit Bildung und Betreuung in Höhe von 200 Euro und eine sozial-gesundheitliche Dimension mit Körperpflege, Gesundheitsvorsorge und sozialer Teilhabe in Höhe von 125 Euro. Die Beträge orientieren sich an den sogenannten Referenzbudgets, die die Schuldenberatung für die notwendigsten Ausgaben in Österreich erhebt. Fixbetrag wäre 200 Euro, alles darüber würde einkommensabhängig ausbezahlt werden.
Eine solche Kindergrundsicherung muss mit sozialer Infrastruktur kombiniert werden. Sonst ist sie kontraproduktiv und kann sogar Kinderarmut erhöhen. Sie beginnt beim Baby mit den «Frühen Hilfen», schafft Kindergärten mit kleineren Gruppen und mehr Zeit, etabliert den «Chancenindex» für alle 1.100 benachteiligten Schulstandorte und schließt die Lücke leistbarer Therapien. Kinder kosten, ja, aber noch viel mehr kosten die desinteressierten Erwachsenen – uns Nerven und den Kindern wertvolle Lebenszeit.