Solidarische Abenteuer Nr. 6
Tom Stuppner ist seit zehn Jahren mit dem Verein «Friends for Nepal» aktiv. Über dessen Arbeit am «Dach der Welt» und den Wiederaufbau nach dem schweren Erdbeben berichtet Hans Bogenreiter.
Foto: Tom Stuppner
Lange Jahre arbeitete Tom Stuppner als Entwicklungshelfer. Den Himalaya kennt er gut, seine Frau Usha ist Nepalesin. Herz und Erfahrung zusammenzubringen ist das, was ihn antreibt. Fast die logische Konsequenz also, in Nepal mitanzupacken. 2007 gründete er den Verein «Friends for Nepal», den er zusammen mit «ein paar jungen oder jung gebliebenen Individualisten» betreibt, wie auf der Homepage zu lesen ist. Mit dabei sind Leute aus Österreich und Nepal, die versuchen, auf direkte Weise dort zu unterstützen, wo es nötig ist.
Das ist, laut Verein, vor allem Eines: Die Landflucht zu stoppen. Dazu braucht es Infrastruktur, welche die Dorfstrukturen stützt. In enger Zusammenarbeit mit der örtlichen Bevölkerung wurde etwa innerhalb kurzer Zeit eine Schule nach anthroposophischen Kriterien, aufgebaut, in der Lehrer_innen aus der Region unterrichten. Zudem wurde auch ein Waisenhaus weiter ausgebaut. Überschattet wurde die gesamte Arbeit allerdings durch die schweren Erdbeben im Frühjahr 2015, die große Zerstörungen anrichteten, sodass seither der Wiederaufbau im Fokus der Vereinsarbeit steht.
Wiederaufbau.
Tom, seine Frau Usha, deren Cousine Sankita und weitere Bekannte wurden vom dem Beben am 25. April 2015 in der Hauptstadt Kathmandu überrascht. Obwohl im wahrsten Sinn des Wortes schwer erschüttert, organisierten sie gemeinsam mit «Friends for Nepal» umgehend Soforthilfe und begannen mit dem Wiederaufbau der zerstörten Häuser.
Erdbeben sind keine Seltenheit in Nepal, Stuppner hat in drei Monaten mehr als Tausende erlebt. Zwei davon waren extrem. Das schwere Beben vom 25. April schildert er nach seiner Rückkehr bei einer Veranstaltung in Mattsee so: «Kurz zuvor hatten wir auf dem Bio-Markt in Kathmandu mit einem britischen Armeepfarrer über Armageddon gesprochen. Keine halbe Stunde später begann die Erde zu beben. Bei einem Erdbeben wirken Fliehkräfte und zusätzlich rüttelt und schüttelt sich der Boden. Ich hatte totale Angst um Usha und Sankita, die auf einer Brücke standen, als es losging. Ringsherum fielen Säulen um, Häuser stürzten ein, totales Chaos brach aus und durch die Zentrifugalkraft konnte ich mich nur sehr langsam auf die beiden zubewegen. Endlich konnte ich die Frauen erreichen und wir gelangten über eine Halde aus Müll und Schutt über eine hohe Mauer auf eine freie Fläche. Zufällig die Parkanlage des Vize-Präsidenten von Nepal, wo wir mit Gewehren im Anschlag empfangen wurden.»
Erstversorgung.
Bei der mühseligen Rückfahrt zurück in das Dorf Lama Gaon, wo der Verein «Friends for Nepal» eine Schule baut, wurde das Ausmaß der Zerstörung erst richtig sichtbar. Umgehend errichtete der Verein ein Headquarter und begann, eine lösungsorientierte Strategie zu erarbeiten. Gemeinsam mit örtlichen Freiwilligen gelang es, 3000 Menschen binnen kürzester Zeit zu helfen. Dabei spielten soziale Medien eine tragende Rolle: Via Facebook konnte man mit Pateneltern und Sponsor_innen in Kontakt bleiben und sie stetig über die aktuelle Situation informieren. Mittels Google Earth wurde das Krisengebiet in Sektoren eingeteilt, um Menschen auch außerhalb des Dorfes und im Gebiet des Mount Everest rasch helfen zu können. Dabei, betont Stuppner, war die Zusammenarbeit mit anderen NGOs vor Ort ganz wichtig, gerade mit den kleineren Organisationen habe es positiven Zusammenhalt gegeben. Auch wenn dem Team seitens der nepalesischen Regierung immer wieder Steine in den Weg gelegt wurden, bauten sie bereits nach einigen Wochen neue Häuser für die Menschen, die ihre verloren hatten. Und diesmal sogar erdbebensichere.
Rückhalt. Besonders starken Rückhalt erhielten die «Friends for Nepal» von österreichischen Unterstützer_innen, die durch spontan organisierte Benefizkonzerte und Medienaufrufe 170.000 Euro sammeln konnten. Dieses Geld wurde zur schnellen Nothilfe verwendet: Es wurden Zelte, Schlafsäcke, Ziegelsteine und vor allem auch Lebensmittel organisiert. «Mit dieser grandiosen Summe konnten wir nun auch den Grundstein für weitere Langzeitprojekte legen», freut sich Stuppner. In diesem Jahr wurde eine Gesundheitsstation inklusive Angebot zur Trauma-Therapie fertiggestellt und einem Team an Ärzt_innen und Pfleger_innen übergeben. Ein Wasserprojekt mit Pipeline und Abfüllanlage für wiederbelebtes Wasser und der Aufbau einer Siedlung sind gerade in Planung. Das Wasserversorgungsnetz soll 900 Familien versorgen, wenn alles gut geht, kann im September, wenn Tom Stuppner wieder nach Nepal reist, das Kommando «Wasser marsch!» gegeben werden.
Tom Stuppner bedankte sich am Ende der Veranstaltung in Mattsee bei seinen Unterstützer_innen, die vor allem aus Österreich und Deutschland, aber auch Brasilien, Honkong und der ganzen Welt kommen.: «Ich bin so dankbar für die Unterstützungen! Diese zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Es gibt noch viel zu tun und wir freuen uns über jede nur erdenkliche Hilfe. Damit wir den Menschen in Nepal den Weg in ein Leben mit Zukunftsperspektiven ein Stück weit ebnen können.»