Wasser und Wüstetun & lassen

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Schwimmen kann man nur im Wasser lernen. Und Wohnen nur in einer Wohnung. Auch wenn das Leben einem hart mitgespielt hat, der Weg zurück führt über eine Wohnung und einen eigenen Schlüssel. Am Anfang steht die eigene Wohnung, nicht erst am Ende.Diese «Housing First»-Projekte zeigen beste Ergebnisse. Dazu gibt es das Angebot einer für die individuellen Bedürfnisse maßgeschneiderten Betreuung. Housing Plus. Vermietungs- und Betreuungsorganisation sind hier übrigens getrennt, um Zielkonflikte zu vermeiden. Auch bei Personen, die lange auf der Straße leben mussten, wirkt die Unterstützung: mehr Stabilität, bessere Gesundheit, höhere Zufriedenheit.

Trotz alledem: Manchmal geht es einfach darum, ein Altwerden in Würde zu ermöglichen, die Lebensqualität in den letzten Jahren zu erhöhen. Und die letzten Jahre kommen früh. Wie oft bin ich am Grab gestanden von Straßenzeitungsverkäufern, Wohnungslosen, Freunden, die mit 45, 52, 55 Jahren gestorben sind.

Klar ist: Das Beste ist immer noch, Wohnungslosigkeit präventiv zu verhindern. Da geht es um leistbare Wohnungen und den gleichen Zugang dazu, um sozialen Wohnbau und um gute Instrumente der Delogierungsprävention.

Klar ist aber auch geworden: Erfolgreiche Unterstützung zeichnet sich durch einen Ansatz aus, der die Lebensdimensionen des Menschen gleichzeitig im Blick hat. Die Stufenmodelle, die sich an der Vorstellung von Bedürfnispyramiden und Integrationsleitern orientieren, erzielen die schlechteren Ergebnisse. «Eine arme Frau will ich ganz sicher nicht genannt werden», meint Marianne, die jahrelang auf der Straße gelebt hat. Das Schlimmste an der Armut ist, dass man arm ist und weiter nichts. Das einzige, das die anderen an mir sehen, ist meine Armut. Der Umstand der Armut definiert mich und sonst nichts. Ich bin der Blick der anderen. Ich bin das Objekt der Anschauung. Ich bin Armut. Das führt zu gar nichts. Es verwandelt aktive Menschen in immerwährende Opfer, passive Almosenempfänger_innen, Zielscheiben von Treffsicherheit, in Objekte öffentlicher Moralisierung, in Würdige und Unwürdige. Niemals wird das sichtbar, was Marianne noch alles ist, was sie tut und was sie sein kann. Wie sie handelt als Frau, als Schneiderin, als Organisatorin, als Musikerin als Mensch. Schwimmen kann man eben schwer in der Wüste lernen.

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