«Weil ich das liebe»vorstadt

Foto: © Mario Lang

Lokalmatador:in Nr. 545: Dominik Alturban

Dominik Alturban gelingen als Inklusionslehrer und als Basketballer bemerkenswerte Würfe.

Heute wieder einmal «ein herzliches Willkommen» in der Schule, in der er unterrichtet: Dominik ­Alturban holt seine Gäste in der wohltuend hellen und viel Raum bietenden Aula gleich hinter dem Eingang ab. «Ich arbeite sehr ­gerne hier», eröffnet der Sonderpädagoge nach der Begrüßung. Und er wird das auch gut begründen.

Torhüter

Dominik Alturban leitet und koor­diniert im Evangelischen Realgymnasium in der Donaustadt das zehnköpfige inklusionspädagogische Team. Die Kolleg:innen und er konzentrieren sich auf die Einbindung von Schüler:innen, die im Unterricht mehr Unterstützung benötigen als ­andere. Das Spektrum dieser rund 90 Kinder und Jugendlichen reicht von unterschiedlichen Lernbehinderungen über Autismus bis hin zu Aufmerksamkeitsstörungen.
Dass nicht alle Kinder gleich sind, hat der Gymnasiallehrer früh in seinem Leben selbst erfahren: «Ich bin ein Kind des Gemeindebaus – und ich bin das Kind einer Alleinerzieherin.» Rund um seinen dritten Geburtstag verlässt sein Vater die Familie im Lassallehof, die Mutter versucht sich als Buchhalterin gegen spürbare Widerstände am Arbeitsmarkt zu behaupten und gleichzeitig ihrem Sohn das Maximum des finanziell Machbaren zu ermöglichen: «Sie war immer für mich da.»
Als Bub möchte er zuerst werden wie die damalige Tormann-Ikone von Austria Salzburg, Otto Konrad, weshalb er drei Jahre lang das Tor eines in Kaisermühlen beheimateten Fußballvereins hütet. Dann motiviert ihn einer der besten Tennisspieler der Welt, Thomas Muster. Mit dem Tennis muss er früh aufhören, unfreiwillig: «Weil sich das meine Mutter irgendwann nicht mehr leisten konnte.»
Es wird noch öfters im Leben des Dominik Alturban so sein, dass aus einer herben Enttäuschung etwas Besseres entsteht. Zunächst: «Auf dem Freiplatz vor der Mexikokirche habe ich begonnen, mit den Leuten dort Basketball zu spielen.» Der Ballaffine hat Talent, geht mit 18 zum lokalen Basketballverein WAT 22 auf der anderen Seite der Donau – und schafft den Sprung von der untersten Liga in die zweite und erste Bundesliga.

Teamplayer

Zurück in die Schule: Das Privatgymnasium in der Maculangasse kann etwas offerieren, was in Wien weiterhin einzigartig ist. «Wir haben hier Inklusionsunterricht auch für die Oberstufe», erläutert Dominik ­Alturban. Außergewöhnlich ist auch die Archi­tektur des modernen Schulgebäudes. Unser Guide führt in einen der sogenannten «Cluster»: Im großzügigen Vorraum in der Mitte können die Schüler:innen pausieren, plaudern oder lernen; rundum vier Eingänge zu vier Klassenräumen für vier unterschiedliche Jahrgänge.
Die I-Lehrer:innen helfen im Unterricht mit, unterstützen ihre Kolleg:innen, die ihre Fächer den Kindern näherbringen wollen, erläutert Dominik Alturban. «Es ist schön zu sehen, wie ganze Klassen von ihrer Arbeit profitieren.»
Selbst war der Lehrer «ein ganz passabler Schüler». Nach der Matura und einer kurzen beruflichen Findungsphase absolviert er in der Pädagogischen Akademie in Strebersdorf seine Ausbildung. Ist dann enttäuscht, dass man ihn gleich nach dem Abschluss in einen Polytechnischen Lehrgang im 20. Bezirk kommandiert, erlebt aber dort «mit einem großartigen älteren Kollegen acht schöne Jahre», wird dann von ­einer Vorgesetzten gebremst, und findet 2016 im Evangelischen Gymnasium zurück zur Erfüllung im Beruf.

Aufbauer

Aufs und Abs erlebt der ­zweifache Fami­lienvater auch beim Basketball. In ­seiner besten Zeit spielt der Aufbauspieler bei den Dukes in Klosterneuburg und bei den ­Timberwolves in Wien. Mit viel Leidenschaft baut er dann rund um sich eine eigene Mannschaft für die zweite Liga auf, stellt sein Wissen und ­seine Zeit dem Basketball-Verband zur Verfügung und spielt und spielt und spielt. Bis ­heute: «Weil ich das liebe.»
Apropos Leidenschaft: Der ­Inklusionslehrer zeigt seinen Gästen noch den klug ­angelegten Hof der Schule und die top eingerichteten Musik­räume: «Wir betreuen an unserer ­Schule einige sehr talentierte Musiker:innen», freut er sich am Ende des Rundgangs. Dann muss er los. Am Abend ist ­Training in ­Mattersburg. Im Team des Zweitligisten spielt der heute 39-Jährige noch immer eine ­führende Rolle.
Beim gut besuchten Heimspiel der Mattersburg Rocks gegen die Güssing Blackbirds am Sonntagabend lässt der Sechser der Heimischen seine ruhige Ausstrahlung im Beruf und sein ­Alter für vier Mal zehn Minuten vergessen. Dank seiner Explosivität und Spielintelligenz gewinnen am Ende die Rocks.