12 vorweihnachtliche Miniaturen zum ganz normalen Giebelkreuz-Wahnsinn
Zweiwöchentlich berichten wir über Skandalöses und politisch Bedenkliches beim großen Riesen. Diesmal gibt’s ein Potpourri kleiner Denk- und Merkwürdigkeiten aus der raiffeischenschen Kuriositätenküche, quasi ein halber Adventkalender.McDonalds: Bei allen steirischen Filialen gibt’s jetzt exklusiv für Raiffeisen-Club-Mitglieder ein Gratis-Produkt – ab einer Konsumtion von 9 Euro: Coca-Cola oder Hamburger zum Beispiel. Eine tolle Initiative für Land und Leute, ein regionaler Extranährmehrwert sozusagen. Nur der obligatorische Anti-Putin-Apfel fehlt. Mahlzeit!
ORF online, 29. 4. 2014: «Raiffeisen: Ergebnissteigerung gelungen» – Es wird berichtet, dass der Gewinn der Raiffeisen Landesbank Niederösterreich-Wien von 16,8 Millionen Euro 2012 um 125 Euro im Geschäftsjahr 2013 gestiegen ist.
ORF online, 22. 8. 2014: «Raiffeisen: ‹Reorganisation ohne Tabus›» Es wird berichtet, dass kein Weg dran vorbeiführe, «dass die Geschäfte künftig mit weniger Mitarbeitern gemacht werden müssten», so der Obmann der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien, Erwin Hameseder. Interessanterweise wird im ganzen Artikel nicht ein Grund für die Notwendigkeit von Einsparungen angegeben …
News aus Italien? «Der Erfolg der Raiffeisenkassen beruht in erster Linie nicht auf ihrer ökonomischen Schlagkraft, sondern in der Stärke aus der Gemeinschaft, der Nähe zu den Mitgliedern und Kunden, gepaart mit Verlässlichkeit, Kompetenz und einer zeitgemäßen Form der Mitbestimmung», so Peter Grasser, Generaldirektor des Raiffeisenverbandes Südtirol in einem Artikel auf der Homepage des Raiffeisenverbandes Österreich. Haben wir etwa einen Anschluss verpasst?
RB ist okay! Titelt die Infozeitschrift der Raiffeisenbank Groß St. Florian/Wettmannstätten 2/2014. Die Bilder dazu: eine Collage aus einem Dirndl und einem Männer-Trachtenjanker mit Giebelkreuz-Knöpfen (sic!) sowie dem «Trachtensparbuch» (sic!). Dieses zeigt einen Hirschfänger, der in der Tasche einer zünftigen Lederhose – wieder inkl. Giebelkreuz-Knöpfen (sic!) – steckt. Eine grafische Meisterleistung!
Ohne Worte: «Wir haben glaub ich in Österreich viel zu oft eine Kultur, dass Unternehmen und Konzerne als Gegner und nicht als Partner gesehen werden, dass man sich viel zu selten bewusst ist, dass Unternehmen diejenigen sind, die Wachstum auch in Österreich schaffen», so Außenminister Kurz bei der Jahrestagung von Raiffeisen Holding und RLB NÖ-Wien, unter dem Motto «Chancen durch Mut».
Dirndl unterwegs. Und was gibt’s Neues in der Marktgemeinde Kirchberg an der Pielach? «Die neue Dirndlkönigin bekam von Raiffeisen-Lagerhaus-Obmann Franz Gundacker die Schlüssel für ihr neues Dienstfahrzeug, einen Peugeot, übergeben.» Das ist zukunftstrachtige Mobilität!
Zinssatz fällt! Unschlagbar ist die Interpretation des Schlagers «Mamor, Stein und Eisen bricht» durch die Mitarbeiter_innen der Raika Radstadt in Salzburg. Sie wurde gar ein kleiner Youtube-Hit. Dieser optisch-akkustische Wahnsinn bleibt euch, liebe Leserinnen und Leser, dank des guten alten Mediums Papier erspart, nicht aber das: «Weine nicht, wenn der Zinssatz fällt, dam dam, dam dam, es gibt einen, der zu dir hält, dam dam, dam dam. Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Raikas nicht, alles, alles geht vorbei, doch wir sind uns treu!»
Fonds über Bord: Nachdem Raiffeisen NÖ-Wien (ja, schon wieder!) ihren Kund_innen hochspekulative Beteiligungen an «geschlossenen» Schiffsfonds empfohlen hat, und diese mit Bomben und Granaten untergegangen waren, ist nach Interventionen des VKI die Bank etwas zurückgerudert: Sie bietet den betroffenen Kund_innen an, 30 Prozent des Schadens zu ersetzen.
Gender trouble: RZB-Generaldirektor Walter Rothensteiner goes Feminismus. In einem Interview im Raiffeisenblatt kündigt er wahrlich große Schritte in Sachen Gleichstellung an: einen Funktionärinnenbeirat, deren Vorsitzende gar in den Vorstand kooptiert wird. Da werden die Herren in den Chefetagen aber zittern.
Chef Fritz: Im Internet wird ein nettes Kinderspiel, die «Raiffeisen Kinderbank» – wohl etwas realitätsnäher – so beworben: «Eine reichhaltig ausgestattete Kinderbank – da wird der kleine Fritz zum Bankdirektor und seine Schwester zur Bankangestellten hinter dem Schalter. Das ist brandneu und macht allen Kindern Spaß!» Vielleicht mag die Schwester ja in den «Funktionärinnenbeirat» …
Weitwurf, zukunftsfähig: Raiffeisen Capital Management erklärt den Kund_innen nachhaltige «Investmentphilosophie mit Zukunft» – anhand eines Bildes mit drei übereinander gestapelten Wackelsteinen: Zuunterst die Umwelt, darüber die Gesellschaft und ganz, ganz oben: Die Wirtschaft. O-Ton: «Verschiebt sich einer der Steine, gerät die gesamte Struktur aus dem Gleichgewicht.» Was aber, wenn wir nun aber einfach den obersten Stein vorsichtig abnehmen, und ganz, ganz weit wegwerfen?