Weltmeister mit dem Sowjetteamtun & lassen

AUGUSTIN-Verkäufer Zaza

Ich habe 1982 mit dem Team der Sowjetunion den Weltmeistertitel in Wasserball geholt. Ich bin damals erst 18 Jahre alt gewesen, davon abgesehen auch noch relativ klein gewachsen für einen Wasserballer.

Die geringe Körpergröße konnte ich mit meinem guten Zuspiel und meinen Schwimmleistungen mehr als ausgleichen.
Eine Teilnahme an den Olympischen Spielen ist mir leider verwehrt geblieben, denn 1984 boykottierte die UdSSR die Olympischen Spiele in den Vereinigten Staaten. Die sozialistischen Staaten richteten Gegenspiele aus, die «Družba 84» (= Wettkämpfe der Freundschaft 1984), wo ich mit der Sowjetmannschaft den Wasserball-Bewerb gewonnen habe. Nach meiner Zeit als Aktiver bin ich Trainer geworden, doch mit dem Zerfall der Sowjetunion war es nicht nur mit dem Sport vorbei. Schließlich habe ich mit meiner Familie im Jahr 2003 Georgien aus politischen Gründen Richtung Österreich verlassen.
Ich bin durch den Sport viel herumgekommen und möchte daher behaupten, noch keine bessere politische Luft als hier in Österreich geatmet zu haben. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich hier leben kann, nur eines verstehe ich nicht: warum man mir kein politisches Asyl gegeben hat!? Manche Freunde von mir, die in Georgien politisch aktiv gewesen sind, so wie ich, sind deswegen nicht mehr am Leben. Ich kann zwar mit einem Visum, das alle paar Jahre zu erneuern ist, in Österreich bleiben, aber im Prinzip bin ich staatenlos.
Die ersten Jahre hier sind sehr hart gewesen: Ich konnte weder die Sprache, noch erhielt ich eine Arbeitsgenehmigung. Seit 2012 bin ich beim AUGUSTIN. Von Montag bis Donnerstag verkaufe ich nachmittags bei einer U-Bahn-Station im 2. Bezirk, für ein Zigarettengeld, wie ich immer sage, weil es bei diesem Standplatz nicht so gut geht. Freitags und samstags fahre ich nach Korneuburg zum Verkaufen, dort finanziere ich mir die Wohnung, die ich mit einem Freund teile. Ich konnte diese Wohnung von einem meiner beiden Schwiegersöhne übernehmen, er ist Österreicher. Meine andere Tochter ist mit einem Georgier verheiratet und sie leben auch in Wien. Beide Töchter haben sich voll integriert, was ich sehr wichtig finde.
Gesundheitlich bin ich angeschlagen, ich habe schon zwei Hüftoperationen hinter mir, deswegen kann ich nicht jeden Tag nach Korneuburg fahren. Später sind noch Depressionen hinzugekommen, aber die habe ich jetzt im Griff – dank meines Freundes und ehemaligen Teamkameraden Hermann: Er ist Mönch geworden, und wir besuchten gemeinsam den heiligen Berg Athos. Religiosität habe ich erst spät kennengelernt, ich bin im Kommunismus aufgewachsen.

Dolmetsch: Rostomi Begashvili
Protokoll: Reinhold Schachner