Wenn aus Absperrbändern Kunstwerke werdenvorstadt

Absperrbändern sollen vor einer Gefahr bewahren, den Zutritt verwehren oder in die richtige Richtung lenken. Aus Polyethylen gefertigt, ist die dünne, farbenfrohe Kunststofffolie, physikalisch betrachtet, gegen viele Widrigkeiten ihres Daseins gewappnet, und praktischerweise einfach in der Herstellung und anspruchslos im Einsatz.

Der Umstand, dass Abgrenzungen mittels Folienbändern mit einer durchschnittlichen Dicke von 30 Mikrometern überhaupt funktionieren, sei ja rein unserer Prägung durch gesellschaftliche und soziale Normen geschuldet, erklärt die Psychologin Cornelia Pfingstner. Eine Barriere aus Kunststoffbändern, deren Dicke in etwa dem halben Durchmesser eines menschlichen Haares entspricht, ist physikalisch gesehen für einen Menschen kein Hindernis.
Durch unser soziales Umfeld haben wir gelernt, dass Absperrungen uns, oder andere, vor Schaden bewahren sollen. Je nach Bedeutsamkeit des Abgegrenzten fällt diese Barriere mehr oder weniger schwer überwindbar aus. Dass das gewünschte Verhalten von der Gesellschaft auch praktiziert wird, stellen Konsequenzen auf unser Handeln sicher. So manche Auflehnung gegen das etablierte System äußert sich dadurch gerne im bewussten Zuwiderhandeln gegen diese, oft symbolischen, Hindernisse.
Es sind also unsere Erfahrungen, die uns zeigen, was falsch und was richtig ist, die uns dazu bringen, Grenzen, wie etwa Absperrbänder, zu akzeptieren.
Doch diesen Grenzen aus Polyethylen ist manchmal auch ein unerwartetes Dasein sicher. Denn trifft man auf die markanten Bänder im öffentlichen Raum, kann ihr ursprünglicher Einsatzzweck schon obsolet geworden sein, und der Anblick mutet manches Mal skurril an – mehr noch, ein Absperrband kann, ohne dass es jemand intendiert hätte, zu einem Objekt für Straßenkunst werden. Ein Archivar dieser sich selbst überlassenen Boten unserer Sicherheit ist der aus Deutschland stammende und schon jahrelang in Wien lebende Straßenfotograf Kay von Aspern. «Ich bin viel in der Stadt unterwegs und habe dabei festgestellt, dass ich dabei gewisse Dinge immer wieder fotografiere, wie zum Beispiel Absperrbänder. Dabei ist nicht immer ganz offensichtlich, was geschützt werden soll. Das, was sich vor oder hinter der Abgrenzung befindet.»