Wenn Herzen headbangen – eine HaltungArtistin

Musikarbeiter unterwegs … AC/DC, Uriah Heep, Stark!Strom und Gelassenheit

Seit 20 Jahren sind die Bands Boon und Naca 7 aktiv. Gefeiert wird mit einem gemeinsamen Konzert im November. Von Rainer Krispel (Text) und Mario Lang (Foto).

Wien fährt mir gut ein an diesem Tag. Ich mag das Wetter (and worry about the klimatische Konsequenzen later) und warte vor dem Gasometer auf einer Bank in der warmen Sonne sitzend auf meinen lieben Kollegen Klapprad-Lang. Mit eben diesem Klapprad hängt er mich Öffi-User später auf dem Weg zum zweiten Termin ab, bei dem wir im dritten Bezirk die fabelhaften Euro Teuro treffen, die am 9. November im Werk ihr erstes Album präsentieren. Dazu mehr demnächst, jetzt geht es in den Gasometer. Der guten harten Musik von Naca 7 und Boon wegen.

Still Airport Hardcore.

Zwei der zu Interviewenden, Wolfgang Pendl, seit deren Gründung 1998 bis heute als Sänger und Gitarrist die personelle Konstante von Boon, und Christian «Hochi», der seit 2000 die zweite Gitarre bei Naca 7 gekonnt betreut, arbeiten bei der Klangfarbe, einem der unumstrittenen Kompetenzzentren für Musiker_innen-Bedarf in dieser Stadt. Unsere Runde komplettiert Ken Straetman, seit 2014 der Gitarre-Bandkumpel von Wolfgang bei Boon. Andi Appel, seinerseits medienarbeitendes Kompetenzzentrum in Sachen «harter Musik», lässt uns noch die jüngste, launig zu lesende und kostenlos erhältliche Ausgabe des von ihm herausgegebenen Magazins für Rock & ­Metal da, Stark!Strom (www.starkstrom.live), bevor er weiter muss – die harte Musik schläft nicht! Der Gasometer um diese Uhrzeit schon, aber in einem Lokal mit dem schönen Namen Burgenland ist überall, lassen wir uns gut gewählt nieder. Die Musik könnte nicht passender sein – Uriah Heep, Deep Purple, Led Zeppelin oder The Who werden freudig erkannt. Die beiden Bands unserer Gesprächspartner verbindet einiges, beide spielen seit jeher mit Leidenschaft und gekonnter individueller Kante ­«Metal», Ken absolvierte sein erstes Konzert mit Boon an einem Abend, den diese gemeinsam mit Naca 7 bestritten. Hochi, der aus der D.I.Y./Punk-Hardcore-Ecke kommend zu Naca 7 fand, rekapituliert, wie beeindruckt er von deren Organisiertheit und Professionalität war, davon, dass bei seiner neuen Band in den Probepausen nicht gespielt wurde. Boon nicken zustimmend. Was Metalbands, zumindest jene, von denen mensch in irgendeiner Form gehört hat, meist auszeichnet, ist, dass sie ihren shit together haben. Das trifft nicht zuletzt aufs Songwriting, auf neues Material zu, dass bei beiden Bands weiterhin entsteht. Wie Hochi es formuliert, «wir wissen, was geht sich für Naca 7 aus und was ned». Als Schwechater Band wählten sie einst Airport Hardcore als Bezeichnung ihres Sounds, der Hardcore-, Pop- und Metal-Elemente mit (meist) politischen, gesellschaftskritischen Lyrics dynamisch kombiniert. Die letzte Veröffentlichung, eine Split-EP, liegt dabei gut fünf Jahre zurück. «Aber es gibt neue Songs, rockiger, ohne auf die Wurzeln zu vergessen.» Bei Boon bringt Wolfgang in der Regel die Riffs, meint, dass er sich nicht vorstellen kann, «dass mir irgendwann nichts mehr einfällt». Zu ausgereiften, dicht rockenden Boon-Songs werden die Ausgangsideen, wenn das Quartett sie gemeinsam zu solchen «zusammenschweißt».

Das rote Album ist noch ganz heiß.

Boon nannten ihr jüngstes, im Mai 2018 erschienenes Album wie die Band, das Artwork sorgte rasch für den Spitznamen «The Red Album», was es in keine schlechte Nachbarschaft rückt, von wegen ­«weißes Album» (The Beatles) und «schwarzes Album» (Metallica). Starke, zupackende Songs wie Overdrive – erst knapp vor Studiotermin spontan geschweißt – oder Rise And Fall sind wahrscheinlich im Liveset am 10. November. Das Album fand ob seiner Qualitäten würdigen Zuspruch bis hin zum deutschen Fachmagazin Rock Hard, in D wird Boon von einem Major vertrieben. In das Revuepassieren der vergangenen 20 Jahre im Zeichen des bewussten und zelebrierten Headbangens mischt sich keinerlei Bitterkeit, kein etwaigen vertanen Chancen Nachweinen. Naca 7 hatten nach dem ersten Album (2003) kurz das Gefühl, es vielleicht auf ein Level zu schaffen, «bei dem man nur mehr nebenbei hackeln muss». Bei Boon stellte sich Ähnliches um 2010 ein, um die Zeit ihres Albums The Almighty Love, wo die Wahrnehmung bis zum Amadeus Award in die Breite ging. Große Konzerte vor AC/DC oder mit Whitesnake und Judas Priest sind keine schlechten Erinnerungen. Sowohl Boon als auch Naca 7 scheinen ganz offensichtlich jetzt großen Spaß und Zufriedenheit aus ihren Bandgegenwarten zu ziehen. Wolfgang erzählt von einem Video, Boon und Naca 7 gemeinsam live on stage auf der Donauinsel, 2001. Alle lachen, Hochi neckt liebevoll seinen abwesenden Frontmann, «da Simon sicher 17 Kilo leichter». Spannend, wie die Figurenvergleiche zum 30er ausfallen werden.

 

Naca 7 & Boon

Live: 10. November

Szene Wien

Boon: Boon (Stamping Ground Records)

boon-music.com

www.naca7.com