Kunst und soziale Gegensätze
Hockt da ein Bettler in der Ecke? Die Skulptur Sitzender von Albrecht Wild, auf den ersten Blick täuschend echt, platziert im ersten Raum der aktuellen Ausstellung arm & reich im Dom Museum, sorgt für leichte Irritation bei Besucher_innen. Wilds Sitzender bittet mittels Neon-Laufschrift um milde Gaben, während der gehandycapte Arme auf dem Tafelbild des Heiligen Martin (um 1502) mit der offenen Hand Almosen erfleht. Das Bild ruft jedoch nicht zu allgemeiner Mildtätigkeit auf, einen weiteren, körperlich fitten Bettler ignoriert der Heilige nämlich. Man erkennt – das Thema, nur «wahrhaft Bedürftige» zu unterstützen, ist alt. Kuratorin Johanna Schwanberg stellte Kunstwerke aus einem halben Jahrtausend wie Dürers Tempelreinigung oder Rembrandts Hundertguldenblatt, Bilder von Waldmüller, Käthe Kollwitz-Radierungen, Fotos aus Lauren Greenfields Serie Generation Wealth, Videoarbeiten u. a. von Oliver Ressler (The Visible and the Invisible) zu Themenbereichen wie Gegensätze, Gesichter, Darstellung, Kritik, Protest sowie Teilhabe zu einer Schau, die aufklärt und zum Denken und Diskutieren aufruft.
arm & reich
bis 28. August
Dom Museum Wien
1., Stephansplatz 6
www.dommuseum.at
DOMerstagabend
Armut und der Hunger auf Kunst und Kultur. Kunstschaffend(e) und Armutsbetroffen(e): Barrieren, Zugang, Lebensmittel
Diskussion mit Martin Schenk, Monika Wagner und Brigitta Höpler. Moderation: Johanna Schwanberg
24. 2., 18–19.30 Uhr
Foto: Lauren Greenfield