Wider das VergessenArtistin

Aus der KulturPASSage

Mein kultureller Streifzug führte mich diesmal ins Weltmuseum zu gerne totgeschwiegenen Kriegsverbrechen. Im 1. Stock des Museums befindet sich noch bis 3. 4. die Ausstellung Stories of Traumatic Past. Sie behandelt den Kolonialismus im Kongo, die Geschehnisse im ehemaligen Jugoslawien, österreichischen Antisemitismus und die jüngste Flüchtlingskrise 2015. Rund um die Installationen verschiedener Künstler_innen sind Interviews mittels Link oder QR-Code abzurufen. Sie sind Teil des Wissenschaftsprojekts «Genealogie der Amnesie: eine neue Sicht der Vergangenheit für ein neues Zusammenleben». Die Interviews behandeln drei Themengebiete, in die auch lgbt*qi und Feminismus eingebettet sind. Besonders gut gefallen hat mir, dass viele Aspekte und Themengebiete beleuchtet werden. Verweilt habe ich bei der Videoinstallation von Martin Krenn, da es mir als Österreicherin am nächsten war und mich immer wieder schockiert. Es werden Augenzeugenberichte von damals Anwesenden bei sogenannten «Reibpartien» gelesen. Ein österreichisches Phänomen, denn in Deutschland gab es solche Aktionen, bei denen Juden und Jüdinnen gezwungen wurden, Gehsteige zu putzen, nicht. Abgerundet wird dieser Teil durch eine graue viereckige Fläche mit Putzeimern, auf der steht: «Österreich ist ein wunderbares Land» (erster Satz des Regierungsprogramms ÖVP/Grüne). Etwas verstört hat mich die Ausstellung, aber ja, Genozid und Krieg sind eben nicht unterhaltsam. Sehr empfehlenswert!

Stories of Traumatic Past. Counter-Archives for Future Memories
bis 3. April
weltmuseumwien.at

Bildunterschrift: Der aktuelle Regierungsprogrammsatz «Österreich ist ein wunderbares Land» ist auch der Titel von Martin Krenns Installation. / Martin Krenn, Österreich ist ein wunderbares Land, 2020, Installationsansicht, Foto: İklim Doğan