Wie wir «Afrika» im Fernsehen kennenlerntentun & lassen

Sachbuch: «Das ORF Archiv manifestiert sich als koloniales Archiv»

Unser Deutschlehrer war es, der mir erstmals die Augen dafür öffnete, mit welch rassistischem Blick oft «Reisen nach Afrika» unternommen wurden. Er befand, dass jeglicher Urlaub in einem afrikanischen Land nur eine Neuauflage kolonialer Expeditionen sei, wenn man dann mit den Urlaubsbildern heimkäme und sie stolz den Freund_innen zeigt. Ohne diese radikale Sichtweise nun gänzlich beurteilen zu wollen, zeigte er uns knapp 12-jähren Schüler_innen doch eines: Wer von wem welche Bilder hat und produziert, ist nicht egal. Und schon gar nicht objektiv und neutral.Nicht Urlaubsbilder, sondern TV-Bilder und wie sie die Wahrnehmung der meisten Österreicher_innen von Afrika prägten, hat Paula Pfoser in einer umfassenden Studie analysiert, die nun in Buchform vorliegt. «Bilder der Dekolonisation. Repräsentationen Afrikas im frühen österreichischen TV» beschäftigt sich mit jener Zeit, in der viele afrikanische Länder ihre Unabhängigkeit von der Kolonialherrschaft erlangten und gleichzeitig das Fernsehen im postfaschistischen Post-Staatsvertrags-Österreich dazu verwendet wurde, ein «österreichisches kulturelles Identitätsgefühl» (wieder)herzustellen.

Hochinformativ, genau recherchiert und den internationalen und nationalen Kontext von politischen Entwicklungen und Diskursen berücksichtigend, bekommt man einen sehr guten Überblick über die Zeit der Dekolonisation, und die damit verbundenen Ideen und Begriffen, im Westen und vor allem in Österreich. Von den Vorstellungen von «Unterentwicklung», «Aufbruch», «Modernisierung» und «Natürlichkeit» bis hin zu rassistischen Kontinuitäten, die bis heute nicht getilgt sind, erzählt die Studie genauso wie über die Funktion und Veränderung von TV-Inhalten und deren Produktionsbedingungen. Alles Themen, die man, wenn auch nicht ganz so akademisch, unbedingt auch in Schulen besprechen sollte.

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