Wiederbelebungvorstadt

Ein VW-Käfer lässt sich nicht unterkriegen

Kollegin Lisa Bolyos veröffentlichte in diesem Ressort zu Jahresbeginn eine Reportage über Addis Abeba, die äthiopische Hauptstadt, ohne dabei ein Wort über den VW-Käfer zu verlieren!?Eher zufällig stieß der Ressortverantwortliche bei einem Web-Ausflug auf die Käfer in Äthiopien, und zwar in einem Beitrag von Reuters, der dem INSP, dem Internationalen Netzwerk von Straßenzeitungen, zur Verfügung gestellt wurde.

Man müsste mal eine Untersuchung durchführen, in welchen Ländern welche ausrangierten Autos wiederbelebt werden. In Litauen fahren wieder unglaublich viele Exemplare des seinerzeit aerodynamischen Wunderwerks Audi 100 C3. Blicken wir in den Süden Europas, nach Albanien, wo gefühlt jedes zweite Auto ein Mercedes der Baureihe W124 ist und noch einige Strich-Achter unterwegs sind. Noch weiter im Süden, in Westafrika, finden in Europa abgestoßene Toyota höchste Beliebtheit, aber die große Überraschung bleibt Äthiopien mit dem Beetle-Hype.

2003 wurde die Produktion in Mexiko endgültig eingestellt, Originalersatzteile sind auch schon Mangelware, erst recht in Afrika, trotzdem ist der Käfer in Äthiopien präsent. Für Reparaturen heißt es entweder ausschlachten oder improvisieren. Was natürlich günstig kommt und erklären kann, warum der Käfer in Äthiopien überlebt hat. Von diesen ökonomischen Faktoren abgesehen, spielen auch noch irrationale mit. Solche, die universell sein dürften und daher auch aus unseren Breiten bestens bekannt sind: ein Trend bei den Jungen und Nostalgie bei den Älteren. In diesem Sinne zitiert Reuters den Geschäftsmann Workineh Kebede: «Ich habe als junger Student mit dem Käfer meines Schwagers das Autofahren gelernt. Wirtschaftlich betrachtet könnte ich mir ein anderes Auto leisten, aber ich mag den Käfer, weil er so einfach zu fahren ist.»

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