Wien ohne WienerDichter Innenteil

Das Volkstheater bringt zur Zeit eine außergewöhnliche Produktion, nämlich einen «Georg-Kreisler-Liederabend».

© www.lupispuma.com / Volkstheater

Der Grazer Puppenspieler und Regisseur Nikolaus Habjan und die Musicbanda Franui unter der Leitung von Andreas Schett sind seit 1993 verbunden. Habjan kreiierte neue Puppen und führte auch die Regie bei «Wien ohne Wiener». Das sechsköpfige Ensemble vom Volkstheater war fantastisch, so etwas habe ich noch nie gesehen. Nicht nur, dass die Schauspieler_innen hervorragend sangen, sondern auch wie sie mit den Puppen umgehen konnten.

Einige der alten Lieder von Kreisler kannte ich schon, aber die neueren habe ich noch nie gehört. Sehr politisch, bitterböse und manchmal vulgär, wie die Wiener_innen eben sind. Trotzdem gab es viel zu lachen, und das Publikum klatschte nach jeder Szene wie verrückt. Kreisler war nicht nur Autor, Komponist und Sänger, sondern probierte immer wieder Neues aus. Der «Taubenvergifter» wurde oft angefeindet, vor allem von den «braven» Bürger_innen. Es würde mich interessieren, was er zu dem Liederabend gesagt hätte und wie er über die politische Lage in Österreich gedacht hätte.

Die sechs Schauspieler_innen traten alle im Frack mit Strasssteinen auf. Die Drehbühne war fast ohne Requisiten und Kulissen, aber die Musicbanda machte das wieder wett. Bei manchen Szenen gab es Tische und Sesseln, dann Tauben – die durften natürlich nicht fehlen –, auch Särge, und auf der Alm war die Sennerin eine Puppe, und die Kühe waren die vier Sänger, die am Schluss eine Art Schuhplattler zum Besten gaben. Am schönsten war die Szene, wo Tango getanzt wurde. Die Darsteller_innen begaben sich sogar zwei Mal mit den Puppen ins Publikum. Als sich die Protagonist_innen samt Regisseur Habjan, die Musicbanda und alle anderen, die zum Erfolg beitrugen, verbeugten, bekamen sie einen fünf Minuten langen, frenetischen Applaus. Daraufhin wurde noch ein Lied gesungen, wieder Applaus und dann nochmals die Szene auf der Alm, wieder Applaus und dann war wirklich Schluss. Ich war schon oft im Volkstheater, doch so ein begeistertes Publikum habe ich noch nie erlebt. Auch ich war fasziniert. Liebe Leser_innen und Theaterfans, bitte schaut und hört euch das an!

Einen besonderen Dank an das Volkstheater, denn obwohl die Vorstellung ausgekauft war, bekam ich mit meinem Kulturpass eine Karte, ganz oben im Rang, so weit oben habe ich noch nie zuvor einen Platz bekommen. Es war ein einzigartiges Erlebnis für mich.

Die Aktion «Hunger auf Kunst & Kultur» ermöglicht Menschen, die finanziell weniger gut gestellt sind, mittels Kulturpass Kulturveranstaltungen und Kultureinrichtungen bei freiem Eintritt zu besuchen.

www.hungeraufkunstundkultur.at

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