Wilder Sommer, rauer Wintertun & lassen

Augustinerin Kati Szilagyi

Anfang 2018 bekam ich eine Mail von Claudia Poppe, die ja beim Augustin für die Strawanzerin zuständig ist, ob ich Interesse hätte, regelmäßig eine Zeichnung für die erste Seite der Strawanzerin zu machen. Ich habe zugesagt, und seitdem bin ich dabei und mache Illustrationen für unterschiedliche Texte (z. B. auf S. 36).
Als Illustratorin habe ich mit sogenanntem «Editorials» angefangen, also Grafiken für Magazine, Zeitungen, Zeitschriften. Das waren und sind sehr unterschiedliche – Wirtschafts-, Unterhaltungs-, Frauen*-Magazine, Politik, alles Mögliche. Mittlerweile arbeite ich aber auch für Unternehmen. Ich habe auch schon mal Werbung gemacht und Produktillustration.
Ich arbeite analog und digital. Ich finde es spannender, weiterhin analog zu zeichnen. Allerdings bearbeite ich die Zeichnungen dann digital. Ich habe zunächst nicht so weit weg von meinem Heimatort, einer Kleinstadt nahe Frankfurt am Main, in Mainz Kommunikationsdesign studiert und bin dann nach dem Bachelor an die Kunstakademie in Stuttgart gegangen. Seit ich selbstständig als Illustratorin arbeite, bin ich nach Berlin gezogen, eigentlich der Liebe wegen und gar nicht so sehr wegen der Stadt, aber ich genieße es inzwischen sehr.
Ich wohne in Neukölln, das ist ganz bestimmt eine Bubble, aber man kann sich auch ganz einfach irgendwo hinsetzen und die Leute beobachten. Oder man fährt mit dem Fahrrad, was man ganz toll kann hier, z. B. nach Charlottenburg und kommt sich vor wie in einer anderen Stadt. Viele mögen den Winter in Berlin nicht, weil er sehr rau ist. Berlin ist auch nicht immer die schönste Stadt, aber ich genieße neben dem wilden Sommer, wo in Nicht-Corona-Zeiten wahnsinnig viele Leute in der Stadt sind und einfach draußen ihr Leben führen, auch den Winter, wenn es dann ruhig wird und man ein bisschen durchatmen kann. Es gibt auch ganz viele Seen, das liebe ich. Mit meinem Freund habe ich jetzt einen Kleingarten. Ich habe aber nicht viel Ahnung vom Gärtnern. Es ist auch ein Projekt von uns, das zu probieren. Es ist auch gut, sich im Garten mit Leuten zu treffen.
Ich bin seit letztem Jahr im Spring Kollektiv, das ist eine Gruppe von Zeichnerinnen, tatsächlich nur Frauen, die seit 2004 jedes Jahr einen Band zu einem Thema herausgeben. Ich konnte da ein Projekt unabhängig vom Auftraggeber umsetzen. Das tut mir ganz gut, weil ich mir selber die Zeit dazu sonst kaum gebe. Das Thema ist «Gespenster», und ich habe einen Comic gemacht – es war eine Tortur, aber total toll.

Protokoll: Jenny Legenstein
Illustration: Kati Szilagyi