Menschenkette für Frauenrechte
Feministische Solidarität gegen Rechte Hetze: Am 26. Mai umstellt eine Menschenkette für Frauenrechte die gesamte Wiener Ringstraße. Bärbel Danneberg über die Hintergründe und warum wir mitmachen sollen.
Die österreichische Regierung bestätigt bisher alle Befürchtungen: Die türkis-blaue Koalition ist damit beschäftigt, Verbindungen zu rechtsextremen Umtrieben kleinzureden, sie schnürt Überwachungspakete, macht Stimmung gegen Asylsuchende, attackiert kritische Medien und feilt am Sozialabbau – der Frauen immer ganz besonders hart trifft. Sämtliche Ministerinnen hatten zudem erklärt, sie würden das Frauen*Volksbegehren 2.0 nicht unterschreiben. Frauenrechte geraten unter die Räder dieser rechtskonservativen Politik der Spaltung und der Ausgrenzung, und bereits erkämpfte Errungenschaften wie der Achtstundentag werden mit einem Handstrich weggefegt. Dem Sozialabbau, der Frauenfeindlichkeit und Fremdenfeindlichkeit möchte die Plattform 20000frauen ein starkes feministisches Zeichen entgegensetzen.
Es reicht.
Die Frauen der Plattform haben im vergangenen Jahr Aktionen für verschiedene runde Gedenktage geplant. In dem Aufruf hieß es damals:
«100 Jahre Wahlrecht für Frauen, 100 Jahre Kriegsende, 50 Jahre Zweite Frauenbewegung! Mittels Veranstaltungen und Aktionen wollen wir uns mit Frauen/Menschenrechten, Kriegstreiberei, Sozialabbau und allem, was uns wichtig ist, auseinandersetzen, Aufmerksamkeit erzeugen und auf die Straße gehen. Gemeinsam mit anderen Initiativen (Frauen*Volksbegehren 2.0, One Billion Rising Austria u. v. a.) werden wir den reaktionären Kräften in Österreich eine starke – und dringend notwendige – feministische Stimme entgegenstellen! In diesem Sinne: Don’t panic, sisters – organize!»
Im November fanden sich dann im Wiener KosmosTheater über 100 Frauen zu einem Aktionstreffen zusammen und schmiedeten Pläne für einen breiteren Widerstand. Basierend auf dem Erfolg der großen Demonstration zu 100 Jahre Frauentag 2011, zu der über 12.000 Menschen gekommen waren und in Erinnerung an die von den 20000frauen erfolgreich organisierten Feministischen Tischgesellschaften in der Mariahilfer Straße waren sich die Plattformfrauen einig, dass die runden Jahrestage Anlass für eine große öffentliche Aktion sind. Denn Frauen haben eine Geschichte, an die erinnert werden muss, damit sie nicht in Vergessenheit gerät. Und Frauen haben eine Zukunft, die heute gestaltet werden muss.
Mischt euch ein!
Als die Frauen im Kosmos-Theater unter dem Motto «Frauen* denken weiter. Widerstand 2018» ihre Aktionen planten, wussten sie zwar, dass die Zeiten kälter werden, aber sie ahnten noch nicht wirklich, wie schnell sich die Drohung des damaligen FPÖ-Präsidentschaftskandidaten Hofer – «Ihr werdet euch noch wundern» – bewahrheiten sollte. Doch Wunder kommen selten allein. In trauter Einigkeit mit der ÖVP machen sich die Herrschaften daran, Frauen- und Menschenrechte in Frage zu stellen und zu beschneiden. Frauenprojekte ringen bei drastischen Einsparungen oder Subventionsverweigerungen um ihr Bestehen, und viele Menschen, vor allem Alleinerziehende und Migrant_innen, wissen nicht, wie sie ihre Existenz im Schatten ständiger Kürzungen von Sozialleistungen sichern können. «Am
26. Mai 2018 werden wir daher in Wien und anderen Städten in ganz Österreich Menschenketten für Frauen*rechte bilden. Radio Orange wird live berichten!», heißt es in dem Aufruf von 20000frauen.
Engagierte Initiativen und Frauenprojekte, politisch interessierte Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte, Junge und Alte, Feministinnen und Frauenbewegte haben ihr Interesse an dieser Widerstandsaktion ausgedrückt und sich Gedanken für ein Gelingen gemacht. Die einzelnen Organisationen planen an den verschiedenen Treffpunkten rund um den Ring Interventionen durch Spruchbänder, Texte, Plakate, Chöre, Gesangs- und Geräuscheinlagen, Tänze und Musik. Manche werden sich bunt verkleiden, andere werden ihre Botschaften auf das Pflaster kritzeln. Damit die Kette geschlossen werden kann, braucht es viele, viele, die sich solidarisch engagieren.
Radio Orange wird die Kette mit Musik und Liveberichten begleiten, zum Abschluss wird gesungen. Etwa das Lied «Unter dem Pflaster liegt der Strand» der Frauengruppe Schneewittchen, dessen letzte Strophe lautet: «Die größte Kraft ist deine Phantasie. Wirf die Ketten weg und schmeiß sie gegen die, die mit ihrer Macht deine Kräfte brechen wollen …»
Am 26. Mai um 14.30 Uhr gibt es acht Treffpunkte am Ring
und Kai: Oper, Volkstheater, Schottentor, Schottenring,
Schwedenplatz, Urania, Stubentor, Schwarzenbergplatz.
Um 16 Uhr wird die Kette geschlossen.
Infos: zwanzigtausendfrauen.at