Helmut Euler-Rolle auf großer Fahrt durch den Vorhof Europas
Er bringt den Strom in die Hütten und zaubert ein Lächeln in die Gesichter. Seit 25 Jahren bereist der Arzt Helmut Euler-Rolle den Osten Europas. Mario Lang war Teil des Teams und hat einige Momentaufnahmen mitgebracht.
Fotos: Mario Lang
«Sudoku auflösen ist mir zu blöde», erklärt der Herr Doktor und steigt zur Verdeutlichung noch ein bisserl mehr aufs Gaspedal. Der Weg zum heutigen Ziel ist noch weit, die Straßen sind steinig. Rumänien ist 2007 in der Europäischen Union angekommen, die Verkehrswege durchs Land noch lange nicht. Aber löchrige Straßen und Pferdekarren können den unermüdlichen Helfer in seiner Mission nicht aufhalten.
Eigentlich könnte Helmut Euler-Rolle schon seit sieben Jahren seinen Ruhestand genießen, aber eine ruhige Kugel schieben will er nicht. Eine Zeitungs-Schlagzeile – «Hungrige Bürger stürmten das Rathaus in Kronstadt» – ließ den praktischen Arzt aktiv werden. 1988 reiste der Mediziner zum ersten Mal nach Rumänien, damals litt das Land noch unter dem Ceaușescu-Regime.
Aktuell befindet sich Helmut Euler-Rolle auf seiner 59. Fahrt nach Rumänien und seiner 36. nach Moldawien. Im Gepäck fünf Helfer_innen und zwei Transporter bis zum Dach gefüllt mit Hilfsgütern. Seine Ziele sind Kinder- und Pensionistenheime, zum Teil noch nicht an das Stromnetz angeschlossene Dörfer oder eine Lepraklinik im Donaudelta. Nein, Euler-Rolles Unternehmungen haben nichts mit Elendstourismus zu tun. Es sind Begegnungen auf Augenhöhe, und auch der Spaß findet seinen Platz auf einer an sich aufwühlenden Reise. Der Arzt mit dem Talent zum Entertainer bringt die Menschen zum Lachen, altersunabhängig. Neun Tage geht es kreuz und quer durch die Lande. Zwischen den eigentlichen Stationen gibt es zur Auflockerung auch ein wenig Touristenprogramm für sein Team: Den fröhlichen Friedhof von Săpânța, die Schlammvulkane von Berca oder den großen Markt von Chişinău.
Auf der anderen Seite beschämende «Sehenswürdigkeiten», wie die im Volksmund «Olympisches Dorf» genannte Roma-Siedlung am Rande von Roman. Hierher führt kein Bus. In den vier Tierställen einer ehemaligen Kolchose sind mehr als 2000 Menschen untergebracht. Eine Waschstelle pro Baracke, die Notdurft wird auf den umliegenden Feldern verrichtet. Hier ist Schluss mit dem Song-Contest-Slogan «Building Bridges».
Ein Wechselbad der Gefühle
Bei den Besuchen geht es nicht ausschließlich um die Mitbringsel und Spenden, die der Arzt aus Wien verteilt. Wenn Helmut Euler-Rolle im Altersheim die Hände schüttelt oder die Kinder mit seiner unnachahmlich clownesken «High Five»-Version begrüßt, da strahlen die Gesichter. Und oft werden die Schenker zu Beschenkten – durch Worte – wie etwa bei einem Besuch in Tichilești, der letzten Klinik für Leprakranke in Europa, irgendwo im Donaudelta: «Wenn das Auto vom Doktor den Weg zu uns findet, dann zieht die Sonne ein in unsere Herzen», strahlt eine Bewohnerin. Und uns fehlen die Worte.
Info
«Austria pro Moldavia»
Spendenkonto:
BLZ: 20111
IBAN: AT 47 2011 1000 051 46 720