«Wo geht es hin mit unserem Körper?»Artistin

Zeitgenössischer Tanz

Chris Haring, Choreograf des Tanzkollektivs Liquid Loft ist gerade auf Tour in Nancy/Frankreich. Seine Wiener Truppe tummelt sich seit nunmehr 15 Jahren international sehr erfolgreich auf den wichtigsten Tanzfestivals der Welt.

Foto: Chris Haring – «Form folgt der Funktion»: die surrealistischen Gegenräume von Liquid Loft

Am 21. Februar feiert seine neueste Produktion Models of Reality im Wiener Tanzquartier Premiere und ist bis 23. Februar zu sehen. Ein Stück, in dem anlässlich des 100-Jahre-Bauhaus-Jubiläums Modelle der Realität nachgebaut werden. Veronika Krenn hat mit ihm telefoniert und gefragt, worum es dabei geht. Haring erzählt:

«Wir definieren uns schon immer über akustische Räume und Sprachaufzeichnungen, über den Sound gestalten wir Bühnenbilder. 2019 feiert man 100 Jahre Bauhaus, die Gründung der Kunstschule, einer deren Leitsätze war, dass die Form der Funktion zu folgen hat. Jetzt haben wir unzählige Aufnahmen gemacht, die zeigen, wie der Körper klingt, wenn er mit Holz, Glas und Textil in Berührung kommt, oder mit Ziegelmaterial und Beton. Da kommt man relativ schnell zur Raumskulptur und Architektur. Wir haben uns den Leitsatz ‹Form folgt der Funktion› zu Herzen genommen und bauen an so Körper- und Designutopien herum. Wir schaffen quasi surrealistische Gegenräume; die Performer versuchen, choreografische Formen aus einer körperlichen Funktion herauszuholen und das umzudrehen. Bestimmte Gefühle oder Emotionen kann man etwa mit einem Knarren oder Knarzen übersetzen. Wir haben uns angeschaut, wie es ist, wenn eine Berührung nach einem Knarzen von Holz oder Plastik klingt. Da ist man schnell in einer surrealistischen Welt. Also wir bauen Modelle der Realität nach.»

Die Gruppe geht von der Prämisse aus, dass Häuser und Möbel eine künstliche Erweiterung des Körpers sind und uns dadurch quasi zu Cyborgs machen. Hinter all dem steht die Frage: «Wo geht es hin mit unserem Körper, in unseren sozialen Medien in unserer Realität, in den politischen und sozialen Körpern?» Eine Frage also, die in Zeiten von realen Demonstrationen auf der Straße und virtueller politischer Arbeit besonders relevant ist.


Models of Reality

21 bis 23. Februar

Tanzquartier Wien, Halle G im MQ

7., Museumsplatz 1

www.tqw.at