Wohnungsphänomenologietun & lassen

Illustration: Thomas Kriebaum

Speakers' Corner (28. August 2024) 2024)

Ich schreibe das in einer tropischen Nacht bei offenem Fenster. Ich möchte ehrlich sein, das Fenster ist eine Terrassentür. Ja, wir haben eine Terrasse. Sie ist (gemeinsam mit dem Wohnungsrest) seit unserem Einzug vor noch keinem Jahr um 110 Euro teurer geworden und ich frage mich, wohin das noch führt.
Wohnen macht mir Angst. D. h. wohnen zu müssen, macht mir Angst. Ich kenne jemanden, die es schlauer gemacht hat als wir. Blieb mit ihrer Familie in einer 2-Zimmer-Altbau-Wohnung mit irre billiger Miete. Hat nach oben gebaut und Wände eingezogen, die gleichzeitig Stauraum sind. Und zwar selbst. Und zwar schön. Wir hatten Altbau, aber eher so einen für kleine Menschen. Plus wir können das nicht: selbst schön bauen. Und mussten raus. Um bloß für die Dauer der Befristung verarscht zu werden und nicht darüber hinaus, haben wir die Möbel- und Sat-Miete mit der Mietervereinigung zurückerstritten. Ebenfalls die Bearbeitungsgebühr für den Mietvertrag (danke an die Augustin-Immo-Kolumne an dieser Stelle).
Wir wohnen jetzt 4-zimmrig. Fühlt sich kleiner an als gedacht, ein Phänomen. Und wenn dem Mann was passiert, kann ich die Wohnung nicht halten, deshalb muss ich reich werden mit meinem nächsten Buch. Und wenn mir was passiert, kann der Mann die Wohnung nicht halten, deshalb muss ich reich werden mit meinem nächsten Buch. Fakt ist: In 44 Jahren 15 Mal umziehen zu müssen, ist zu viel. Ich will hier alt werden. Ich muss hier reich werden. Mit meinem nächsten Buch. Ein Kinderbuch. Kinder an die Macht!

Hier schreiben abwechselnd Nadine Kegele, Grace Marta ­Latigo und Weina Zhao nichts als die Wahrheit.

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