Worum es gehen solltetun & lassen

Gewalt gegen Frauen

Ein Mann schleift eine Frau an den Haaren aus dem Lokal und schleudert sie mit dem Kopf voran auf den Gehsteig, sie ist bewusstlos. So geschehen am 1. Februar in einem Beisl in der Innenstadt, an dem ich als Gast bei einer Geburtstagsfeier war.

Die Herkunft des Täters sollte man unerwähnt lassen. Aber in einem Land, in dem die Staatssekretärin im Innenministerium, Karoline Edtstadler (ÖVP), behaupten kann, es gäbe kaum mehr patriarchale Strukturen in Österreich und österreichische Täter seien wohl «Nachahmungstäter», ist das nun doch von Belang: Denn der Mann ist Österreicher.

Die Soziologin Laura Wiesböck hat am 5. Februar einige Fakten zu männlicher Gewalt gegen Frauen in Österreich auf ihrer Facebook-Seite gepostet: «2017 suchten 18.860 Opfer familiärer Gewalt Hilfe in Schutzeinrichtungen.» Die Fälle, in denen es nicht um familiäre Gewalt geht, kommen also noch dazu. Weiter schreibt sie: «Zur Verurteilung kommt es in 10 Prozent der Fälle. Eine Prozessbegleiterin hat mir erzählt, dass sie vielfach miterlebt hat, wie Täter lachend den Gerichtssaal verlassen haben. Die Opfer bleiben mit Ungerechtigkeit zurück, die Täter ohne Konsequenzen. Signalwirkung: Katastrophe.» Dass das Vertrauen in den Rechtsstaat dadurch beeinträchtig ist, liegt auf der Hand. Auch dass es in Diskussionen oft nicht um die Frauen und um Maßnahmen zu deren Schutz geht, sondern um andere Dinge: um Rassismus, um Instrumentalisierung für Ideologien etc. Auch in diesem Fall ging es rasch um etwas anderes. Der Gastgeber postete auch ein Foto des Täters mit Balken vor den Augen, aus der Polizeistation. Man wollte andere Frauen warnen, da der Täter wieder auf freiem Fuß war (eine Anzeige wegen Körperverletzung liegt vor). Dieses Vorgehen wurde von v.a. einem wichtigen Journalisten kritisiert, als Vergehen gegen das Medienrecht. Fakt ist: Es ist verboten. Und auch aus bestimmten Gründen. Die Frage ist aber, welche Auswirkungen es hat, wenn ein wichtiger Journalist das als Erstes zum Thema macht. Denn dann wird es zum bestimmenden Thema. Man sollte zuerst darüber reden, was gegen Gewalt zu tun ist, und wie das Rechtssystem so verbessert werden kann, dass Frauen ihm vertrauen können.

Am 5. Februar stellte Vice ein Interview mit der Betroffenen online (Was die Frau sagt, die an den Haaren aus einer Wiener Bar gezerrt wurde). Unter anderem sagt sie: «Ich bin gestern erst aus dem Krankenhaus entlassen worden. Ich habe eine Gehirnerschütterung, Abschürfungen und Prellungen. Es geht mir wirklich dreckig.»

Ja, wir müssen über Gewalt an Frauen sprechen, und darüber, was konkret dagegen getan werden kann.