Aus der Kleinkindphase der Kommunikationstechnik
Verbunden sein, vernetzt, sichtbar und erreichbar sein jederzeit und überall – Realität? Wunschtraum? Albtraum? Mit der Etablierung von Internet und Mobiltelefonie entstanden auch Visionen bezüglich positiver und negativer Veränderungen, die die neuen Technologien mit sich bringen könnten.
Foto: Polyfilm/Dreams Rewired
Hoffnung auf Demokratisierung, Zugang zu Information, die Möglichkeit von Kommunikation aller auf Augenhöhe etc. stehen Ängste vor totaler Überwachung und Manipulation gegenüber. Der Diskurs um Möglichkeiten und Gefahren hochentwickelter Kommunikationstechnologien ist ein andauernder, begonnen hat er allerdings nicht erst mit der Einführung des Internets. Der essayistisch-poetische Dokumentarfilm «Mobilisierung der Träume – Dreams Rewired» zeigt anhand früher Film-, Fernseh- und Tonaufnahmen, dass etwa die heutige Allgegenwärtigkeit von Kommunikationsgerätschaften schon in der uns primitiv erscheinenden Telefonie mit Kurbeln und Hörrohr angelegt ist.
Die Filmemacher_innen Manu Luksch, die sich z. B. in ihrem Science-Fiction-Film «Faceless» (2007) mit Videoüberwachung des öffentlichen Raums auseinandersetzte, Martin Reinhart und Thomas Tode haben tief in Film- und Fernseharchiven gegraben. Die uralten Aufnahmen überraschen, faszinieren, manches scheint lächerlich, anderes prophetisch, mitunter halten uns die flackernden Schwarzweiß-Bilder sogar einen Spiegel vor. Frühes 20. Jahrhundert, zwei junge Damen gehen spazieren, eine holt einen tragbaren Telefonapparat aus der Tasche, als Antenne dient ihr Sonnenschirmchen, schnell wird irgendein Termin mit dem husband besprochen. «I couldn’t do without it», preist sie das Kommunikationsgerät gegenüber ihrer Begleiterin an, die sich bei nächster Gelegenheit auch so ein Teil anschaffen will. «Ich könnte ohne es nicht mehr auskommen» – wie wahr, allzu wahr, der Traum hat sich übererfüllt. 100 Jahre später stellt sich schon die Frage, ob du ohne Mobiltelefon überhaupt existierst.
Info:
«Mobilisierung der Träume – Dreams Rewired»
erzählt von Tilda Swinton
ab 11. März im Kino