Augustin 607
Engel und Würmer
Herbst ist, und nach den Gruselpartys zu Nationalfeiertag und Halloween gehen wir direkt zum Trauern über. Ob man am 1. und 2. November nun Heilige und normalsterbliche Seelen feiert, oder auf mexikanische Weise die Tage der Toten begeht, die aus dem Jenseits zurückkehren, ob man an Engel oder an Würmer glaubt, fest steht: Es tut ganz gut, innezuhalten und jenen Aufmerksamkeit zu schenken, die schon gestorben sind. Um die man vielleicht getrauert hat. Die man vielleicht vermisst. An die man sich erinnert. Die jedenfalls nicht mehr leben.
Wie geht Trauern in einer Gesellschaft, die den Tod zum Tabu erklärt? Was braucht man, um «richtig» zu trauern? Und wie begleitet man trauernde Freund:innen? Das haben wir unter anderem einen Trauerredner, zwei Bestattungsunternehmer:innen und eine Sargtischlerin gefragt. Lesen Sie mehr ab Seite 6.
Grund zur Trauer haben wir leider auch beim Augustin: Unser Verkäufer Gela Nazgaidze ist mit nur sechzig Jahren verstorben. Seinen Liebsten, seiner Kundschaft in der Billrothstraße und uns wird er sehr fehlen! Seinen Nachruf lesen Sie auf Seite 18.
Betrauern kann man allerdings nicht nur ein Ende, sondern auch einen Anfang: Das Ergebnis der Nationalratswahlen lässt uns zwar nicht überrascht, aber doch laut seufzend zurück. Was eine türkis-blaue Koalition für die Demokratie bedeuten würde, analysiert Sybille Pirklbauer, Leiterin der Abteilung Sozialpolitik der Arbeiterkammer Wien, im Interview auf Seite 12. Vergessen Sie trotz diesem Reality Check nicht: Die Hoffnung stirbt zuallerallerletzt!
TEXT: LISA BOLYOS
COVERFOTO: MARIO LANG