Augustin 270 - 03/2010

Omofumas Lieblingsbürgermeister

Keine sehr positive Meinung über die Möglichkeiten des Internet, die Unteren mit mehr Macht, zumindest mit überlegener Lässigkeit im Kampf gegen die Oberen auszustatten, hat der Autor des Beitrags «Ein Klick macht niemanden satt» auf Seite 10 dieses Blattes. Karl Berger könnte dagegen halten: «Das Internet hat mir immerhin erspart, mit Kleisterkübel und Plakatrollen durch das nächtliche Purkersdorf zu streifen.» Der Layouter des Augustin, Obmann des Augustin-Herausgebervereins und Cartoonist hat in seiner niederösterreichischen Heimatgemeinde vor den Toren Wiens die LacherInnen auf seiner Seite, seit er die Wahlplakatserie des Purkersdorfer SPÖ-Bürgermeisters Karl Schlögl (vormals Innenminister) mit eigenen Plakattexten ergänzt und sie als Wahlkampffakes ins Netz gestellt hat. Da spottete selbst die Gratiszeitung «Österreich», so sehr sie auch über den haider-nahen, harten Kurs des Ex-Innenministers in Asylangelegenheiten erfreut wäre: «Comic-Zeichner macht sich über Ortschef lustig», so die dicke Schlagzeile zu Bergers Chuzpe.Der Initiator der virtuellen Contraplakataktion: «Am 14. März wird auch bei uns in Purkersdorf, wie in vielen anderen NÖ-Gemeinden, der Gemeinderat gewählt. Da sich Schlögl als Person eine höhere Zustimmung ausrechnet, als sie seiner Partei zukommen würde, macht er einen Persönlichkeitswahlkampf, obwohl es in Niederösterreich keine Direktwahl des Bürgermeisters gibt.» Schlögls Methode war so fies, dass sie nach satirischer Widerspiegelung schrie. Auf einem der Wahlplakate erweckte er fälschlich den Eindruck, der Bundespräsident höchstpersönlich würde seine Wahl empfehlen: Bundespräsident Heinz Fischer über Karl Schlögl: «Ausgezeichneter Bürgermeister». Berger: «Dabei zählt Purkersdorf zu den verschuldetsten Gemeinden Österreichs.»

Hauptaufreger im lokalen Wahlkampf-Begleitrauschen: die fiktive Wahlempfehlung Omofumas für Karl Schlögl. Sie erinnert daran, dass Schlögl als Innenminister hinter der Polizeiführung stand, was immer diese anstellte.

Wir wissen heute, dass Schlögl damals kein Umfaller war. Seine Haltung ist inzwischen sozialdemokratischer Standard. Andernfalls würde die SP-Gemeinderatsfraktion im Wiener Rathaus nicht eine Sicherheitsgesetznovelle vorbereiten, die ein Aus-dem-Verkehr-Ziehen von Personen «verwahrlosten Auftretens» und ein De-facto-Bettelverbot vorsieht (Seite 5). Dass TierschützerInnen und JagdgegnerInnen nach dem so genannten Anti-Mafia-Paragrafen 278a (Seite 11) angeklagt werden, hätte vielleicht sogar einen Schlögl gewundert.

Es gibt auch Erfreuliches zu berichten. Die Regierung der Mongolei hat angekündigt, aus den zu erwartenden hohen Einkommen aus der Erschließung neuer Gold- und Kupferminen einen Fonds zu speisen, aus dem ein Grundeinkommen ausgezahlt wird. An jede mongolische Staatsbürgerin, an jeden Staatsbürger (Seite 14).

Sigmund Freud herzhaft gegen Bettelverbot!

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