Augustin 296 - 04/2011
LEXIKON DER GUTEN HOFFNUNG
CANNABIS-VOLKSENTSCHEID (Seite12)
Kalifornien ist ewiger Vorreiter in Fragen der Entkriminalisierung von Cannabis-BenützerInnen. 1996 wurde hier erstmals in den USA Marihuana für medizinische Zwecke legalisiert, dem folgten 13 weitere US-Staaten. Was die generelle Legalisierung betrifft, ist der US-Bundesstaat in zwei etwa gleich große Lager gespalten. 57 Prozent der WählerInnen sprachen sich in einem Volksentscheid vor fünf Monaten gegen die Legalisierung aus. Bei der Debatte ging es weniger um moralische Argumente, sondern um ökonomische. So könnte die Versteuerung von Hanf-Produkten der maroden kalifornischen Staatskasse 1,4 Milliarden Dollar bringen. Promi-Befürworter der Cannabis-Freigabe war der US-Milliardär George Soros, der für die Legalisierungskampagne zuletzt eine Million Dollar spendete. Auch Ex-Polizeibeamte unterstützten die Kampagne. Hanf-Lobbyist Howard Marks weist im Augustin-Interview darauf hin, dass ein Schwarzenegger sich in Österreich nie trauen würde, so eine Volksabstimmung zu erlauben. Er würde Angst haben, von der «Kronen Zeitung» vernichtet zu werden.SELBSTBESTIMMT-LEBEN-BEWEGUNG (Seite 14)
Die Selbstbestimmt-Leben-Bewegung hat ihre Wurzeln in der Krüppelbewegung der 1970er-Jahre in Westdeutschland und in der Independent-Living-Bewegung der USA. In der BRD existierten Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre die «Krüppelgruppen», die kompromisslos gleiche Rechte in der Gesellschaft einforderten und Selbstorganisation praktizierten: Eine Vertretung von Behinderten durch (noch so wohlmeinende) Nichtbehinderte wurde radikal abgelehnt. Auch in Österreich gab es Anfang der 80er Jahre (und nach Jahren des Stillstands endlich auch 2010) Ansätze einer «Krüppelbewegung» ihre AktivistInnen richten ihren Zorn auch gegen die traditionellen Interessenvertretungen der «Kriegsopfer und Zivilinvaliden». 2001 wurde der Verein «Selbstbestimmt Leben Österreich» gegründet: www.slioe.at
GUERILLA KNITTING ACTION (Seite 28)
Die Idee der Straßenzeitung ist von schreibenden Obdachlosen in New York entwickelt worden. Auch sonst scheint die amerikanische Gesellschaft außergewöhnlich innovationsfreundlich zu sein. So gab es die ersten Guerilla-Strickwerke nicht in Wien, sondern in den USA. Vor sechs Jahren kam die Texanerin Magda Sayeg auf die Idee, Hydranten zu umhäkeln. In Paris plagiierte das «Collectiv France Tricot» die Idee. Dass die gestrickten Interventionen im öffentlichen Raum in der Regel nur wenige Stunden überleben, ist verschmerzbar. Denn im Internet sind alle Strickwerke dokumentiert so auch die von der Gemeinde Wien zerstörten Frauentags-Strickwerke (wie in diesem Blatt zu lesen ist). Die Engländerin Lauren O’Farrell, eine der populärsten europäischen Knit-Guerilla-Aktionistinnen, sagt, ihr größter Traum sei es, im Weltraum einen Satelliten einzustricken. Sie strickt unter einem Künstlernamen «Deadly Knitshade». Ein neues Buch aus dem Hoffmann-&-Campe-Verlag mit dem Titel «Knit the City» dokumentiert die Arbeit von Lauren OFarrells «Garnsturmkollektiv».