Augustin 301 - 07/2011

2010 - Die Schere ging weiter auseinander
2010 war ein Superjahr für die Superreichen! Sie haben die Weltwirtschaftskrise hinter sich gelassen der/die Stärkere setzt sich eben durch! Von 2009 auf 2010 stieg in Österreich die Anzahl der Millionär_innen (gerechnet nach Vermögen ohne eigengenutzte Immobilien) um 7,2 Prozent auf gut 74.000 Personen. Ein weiteres schönes Ergebnis der Valluga-Studie: Den reichsten zehn Prozent der Bevölkerung in Österreich gehören gut zwei Drittel des Finanzvermögens.Reich zu sein ist nicht per se verwerflich, aber wenn die Rahmenbedingungen auf der einen Seite das Vergrößern von bereits vorhandenem Vermögen erleichtern und auf der anderen Seite den unteren Einkommensschichten die Kaufkraft offenkundig verloren geht, dann sollte im politischen Diskurs Feuer am Dach sein. Ist es aber natürlich nicht, denn wer gibt diese Rahmenbedingungen vor: die Wirtschafts-Elite. Laut dem Soziologen Michael Hartmann, wie er sinngemäß auf Radio Ö1 erzählte, hat diese Gruppe die strategischen Positionen in der Politik schon längst besetzt. Somit gibt es keine Spitzen-Politiker_innen, aber auch keine Spitzen-Beamt_innen mehr, die aus durchschnittlichen (bürgerlichen) Haushalten stammen ganz zu schweigen von Arbeiter_innenhaushalten.
Der Verein Wiener Wohnungslosenhilfe kann auch für das Jahr 2010 Besonderes melden: Bereits ein Drittel der Hilfesuchenden war unter 30 Jahre alt! Insgesamt hatte die Wohnungslosenhilfe im letzten Jahr mit 8.300 Klient_innen zu tun.
«Wohnungslose Menschen müssen immer wieder als Spitze des Eisberges Armut herhalten. In der Analyse wird die individuelle Verantwortung der Betroffenen betont, über die strukturellen Ursachen allerdings gerne hinweggesehen», hielt Walter Kiss, der Vereins-Vorsitzende bei der Präsentation des Jahresberichtes fest.
An dieser Stelle müssen wieder die Betuchten ins Spiel gebracht werden, denn aus den mit der Krise 2008 gemachten Erfahrungen wurde und wird verstärkt konservativ angelegt, vor allem in Gold, Rohstoffe und Immobilien. Mit den (privaten) Investitionen im Immobiliensektor und den Sparmaßnahmen im geförderten Wohnbau stiegen die Mieten in den letzten Jahren rasant an und weit und breit sind am Wohnungssektor keine Regulierungsmaßnahmen zu sehen: bestens für die Wohlhabenden, die beträchtliche Teile ihres Finanzvermögens in Immobilien parken und dort gute Renditen herausschlagen, blöd für die Mittellosen, die vermehrt auf der Straße landen werden.