Augustin 311 - 12/2011

MAGMAG MAG uns eben nicht

Manchmal wünschen sich die Augustin-Macher_innen klammheimlich, mehr Macht in dieser Stadt zu haben. Dann träumen sie von der Augustin-Schlagzeile «Boykottiert das Weihnachtsdorf!», und davon, dass am Tag nach dem Erscheinen dieser Schlagzeile der Christkindlmarkt im Alten AKH tatsächlich menschenleer ist.Und dass die aus weiter Ferne kommenden Tourist_innen, die in den auf Advent getrimmten Universitätscampus strömen, weil sie den Boykottaufruf nicht verstehen konnten oder die Straßenzeitung nicht gekauft hatten, von Stadtbewohner_innen auf ihr politisch unkorrektes Verhalten aufmerksam gemacht werden. Sogar die Busgruppe aus der Volksrepublik China wendet sich dann ab und steuert einen sympathischeren Wiener Weihnachtsmarkt an, etwa jenen auf dem Karlsplatz.

So was kommt nur in unseren Träumen vor. Wir können noch so oft schreiben, was wir von Herrn Clement, Chef der Event-Agentur MAGMAG, als solcher Betreiber des «Weihnachtsdorfes» im Alten AKH und anderer Adventmärkte, halten. Den Run auf den Markt werden wir nicht stoppen können. Vielleicht können wir aber viele zum Nachdenken bringen, und zwar darüber, ob es nicht einen Unterschied zwischen einem Platz und einem Würstelstand gibt. Es ist ziemlich sinnvoll, dass ein Würstelstand privat geführt wird, aber es ist ungeheuerlich, dass ein Privatmann wie Clement darüber bestimmen kann, ob Augustinleute im großen Innenhof des Campus, einem eindeutig öffentlichen Raum, ihre Zeitungen verkaufen dürfen.

Halt! Ich spüre hier den heftigen Einwand aufmerksamer Leser_innen. Habt ihr nicht in der letzten Ausgabe geschrieben, so halten sie uns vor, dass Herr Clement eingelenkt habe? Und habt ihr dieses Einlenken nicht als Erfolg der «Occupy Christkindlmarkt»-Demo vom 19. November gefeiert?

Doch, doch. Nachdem Clement Anfang November eine telefonische Anfrage des Augustin dahingehend beantwortete, dass Straßenzeitungsverkauf auf seinen Märkten wegen der «Anpöbelungen» der Marktbesucher_innen durch Straßenzeitungsleute generell unerwünscht sei, änderte er den Tonfall, als er die Solidarität vieler Wiener_innen (auch vieler Medien) mit dem Augustin wahrnahm. Eine diesbezügliche Anfrage aus der Alsergrunder Bezirksvorstehung beantwortete Clement so (siehe Nr. 310): «Nein, natürlich stimmt es nicht, dass Augustinverkäufer auf unseren Weihnachtsdörfern nicht erwünscht sind, und die Agentur MAGMAG erteilt auch kein Verkaufsverbot für den Augustin. Es sollen aber auch andere karitative Organisationen, welche durch MAGMAG unterstützt werden, zum Zug kommen und die Möglichkeit haben, werblich tätig zu sein, Spenden zu sammeln oder Zeitungen zu verkaufen. Deshalb haben wir die Augustin-Zentrale gebeten, die Anzahl der Augustinverkäufer zu koordinieren. Diese Aufforderung zur Koordination hat sich dann leider in ein angebliches Verkaufsverbot verwandelt.»

Wahr ist vielmehr Folgendes: Der Augustin ist weder gebeten noch aufgefordert worden, eine Kooperation mit MAGMAG zwecks Regelung des Augustin-Vertriebs auf dem Markt einzugehen.

Und wahr ist leider auch Folgendes: Am 8. Dezember wollte die langjährige Augustin-Kolporteurin Maria Kratky genau, die von der 310er-Coverseite ihr Blatt im «Weihnachtsdorf» verkaufen. So stolz wie noch nie hätte sie es verkauft. Konnte sie doch ihrem Publikum ihr eigenes Porträt entgegenhalten. Es dauerte keine 5 Minuten, bis Clements Privatsheriffs aus dem Boden wuchsen. Und Maria Kratky aus dem Akten AKH verwiesen.

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