Augustin 355 - 11/2013

AMS - Mehr System als Service

Kunst kommt nicht von Können,

sondern von Kontern.
Herbert Achternbusch

Vor wenigen Wochen endete meine einjährige Beziehung zum AMS, auf die ich mich aus freien Stücken im Herbst 2012 eingelassen hatte. Ich ging damals in Bildungskarenz, welche vom AMS abgewickelt wird, und man erhält auch von diesem «Service» das Weiterbildungsgeld in der Höhe des Arbeitslosengeldes, was in meinem Fall die eine oder andere Schnurre hervorgebracht hat, doch dazu später.

Die Augustin-Redaktion erhielt noch vor ein paar Jahren regelmäßig unverlangt eingesandte «Erlebnisaufsätze» frisch aus dem AMS, mittels denen Arbeitsuchende und somit Kund_innen der Arbeitslosenversicherung Missstände aufzeigten – Stichworte dazu wären Verpflichtung zu überflüssigen Kursen oder inkompetentes Personal. Die Anzahl dieser Zusendungen ging sukzessive zurück, aber warum? Wurde das AMS «kund_innenorientierter»? Zeigte die geforderte Unterschriftenleistung, nichts nach außen zu tragen, Wirkung? Oder beides? Ich konnte nur spekulieren.

 

Jedenfalls hatte ich die Gelegenheit, auf eine dezent präpotente und immens inkompetente Mitarbeiterin des AMS zu stoßen. Später sollte sich noch eine Kollegin von ihr bei mir für die erhaltene himmelschreiende Falschinformation entschuldigen. Okay, Schwamm drüber, der Antrag auf Bildungskarenz ist auf Schiene, und somit dürfte das AMS bis zum Ende der Karenz kein Thema mehr sein, dachte ich mir. Doch diese Rechnung habe ich ohne das Geldinstitut, bei dem ich mein Konto habe, gemacht. Was dort an «systemgenerierter» Überwachung abläuft, lässt einem die Spucke wegbleiben und ist sicher nur die Spitze unseres alltäglichen Eisberges.

 

Es ging um eine völlig harmlose Angelegenheit, doch im Zuge dieser Abwicklung plumpste dem «Finanzberater» – als er meine Kontobewegungen so nebenbei mal checkte – wie aus heiterem Himmel heraus, dass ich als Arbeitsloser nicht kreditwürdig sei! Ich traute meinen Ohren nicht. Ich wollte keinen Kredit, lediglich eine neue Bankomatkarte, und konnte ihn nur noch verdutzt anschauen. Dieser Mann im Anzug klärte mich auf, dass ich als Bezieher von Arbeitslosengeld eben nicht kreditwürdig sei. Meine Gegenaufklärung, trotz AMS-Bezuges nicht arbeitslos zu sein, sondern mich in Bildungskarenz zu befinden, nahm er an und fuhr fort, dass ihm Fälle bekannt seien, wo Mitarbeitern des AMS vom «System» die Kreditwürdigkeit aberkannt wurde, weil als Geld auszahlende Stelle – no na – das AMS angeführt war?!

 

Ich als Ex-Bildungskarenzler kann im Nachhinein über diese Possen schmunzeln, aber sollte ich wirklich einmal arbeitslos werden, dann wäre Schluss mit lustig!

 

Und es kommt nicht von ungefähr, dass diesen Zeilen ein Zitat vom eher in Vergessenheit geratenen Universalkünstler Herbert Achternbusch vorangestellt ist. Diesem Bayern mit Nebenwohnsitz im Waldviertel wird sein 75. Geburtstag am 23. November wohl auch nicht zum Revival verhelfen (mehr über diesen Künstler in der Rubrik «Ohrwurm», die im Programmteil «StrawanzerIn» zu finden ist). Schade, denn eine Beschäftigung mit seinem Werk und seiner Person lohnt sich allemal, was ich übrigens in meinem Jahr ohne Lohnarbeit auch tat. Achternbusch nahm es mit dem Kontern wirklich ernst, so standen in den gegnerischen Reihen Schwergewichte wie der bayerische Innenminister oder der «Limonadenkopf» (© Achternbusch) Peter Handke.

Ausgerechnet!

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