Augustin 356 - 12/2013
Löcher, Camping und Ideen von gestern
Es soll hier kurz zur Sprache gebracht werden, um dann erst wieder von Gottfried im Tagebuch auf Seite 39 angesprochen zu werden – das Budgetloch. 25 Milliarden wurden vergessen, übersehen oder verräumt und das Nichtvorhandensein dieser schönen runden Summe kürzlich «entdeckt».
Wenn schon einer Regierung trotz Finanzexpert_innen-Unterstützung solche Fehler unterlaufen, wie stehen dann erst Liesl Müllerin und Otto Durchschnittskonsument da, die vielleicht nur etwas Pflichtschulmathe zur Verfügung haben? Auch die Privatverschuldung in diesem Land wächst – kein Wunder bei steigender Armut. Auslöser fürs Minus im Börsl soll besonders bei jungen Menschen das Mobiltelefon sein, z. B. Smartphone um 0 Euro mit langer Vertragsbindung sowie hohen Grund- und Nebengebühren. So etwas nennt frau eine klassische Mogelpackung.
Übrigens gibt es auch Mitbürger_innen, die ganz bewusst auf den Besitz eines Handys verzichten, das schützt natürlich nicht automatisch vor Budgetlöchern, aber so ein Funkloch lässt diese Leute völlig kalt.
Apropos kalt: Die unproportional hohen Energiekosten reißen den pekuniär nicht gut gepolsterten Bewohner_innen dieses Landes große Löcher in die Haushaltsfinanzen. «Energiearmut» heißt das Stichwort. Im Interview mit Kurto Wendt erklärt Franz Floss, Geschäftsführer des VKI, das Projekt energiekosten-stop.at, eine Initiative des Konsumentenschutzvereins, mithilfe dessen Energiekund_innen zu Anbietern mit wesentlich günstigeren Gas- und Strompreisen wechseln können (S. 7).
Apropos kalt 2: Der letzte Freitag, der 13. In diesem Jahr nähert sich und damit auch der einst vom Augustin initiierte F13-Aktionstag. Bekanntlich hat ja die Polizei Obdachlose aus dem Stadtpark vertrieben, weil diese gegen das Kampierverbot verstoßen hätten. Diesem Missstand kann am schnellsten abgeholfen werden, indem der Park zum Campingplatz umgewidmet wird – ein aktionistisches Happening in diesem Sinne ist geplant. Mehr darüber und zu weiteren F13-Aktionen erfahren Sie auf Seite 11.
Not macht erfinderisch, und in schwierigen Zeiten werden da auch gern Ideen von gestern ausgegraben, Schlagworte wie Rabattmarken oder Handarbeiten seien genannt. Bärbel Danneberg macht sich in ihrer Kolumne auf Seite 18 über das reaktionäre oder widerständige Potenzial des Ideen-Recyclings Gedanken.
An dieser Stelle möchten wir Hubert Christian Ehalt («Dr. Ehalts nützliche Praxis» auf S. 17) herzlich zum Erhalt des Österreichischen Staatspreises für Erwachsenenbildung in der Kategorie «Wissenschaft und Forschung 2013 – Gesamtwerk» gratulieren. Die Auszeichnung erhielt der rührige Sozialwissenschaftler für seine Initiative und sein Engagement um die «Wiener Vorlesungen». Was beweist, dass Bildungsangebote auch ohne «Belohnung» durch ECTS-Punkte oder Zertifizierungen ein Knüller sein können.