Augustin 360 - 02/2014
Gut, besser ...
«Alles bleibt besser» lautete vor vielen Jahren ein Werbeslogan des ORF. Bezüglich der größten Sendeanstalt des Landes möchte ich jetzt gar nichts schreiben, mir geht es ums Besserbleiben. Zunächst aber doch ein Exkurs ins Fernsehen: Für den Bereich der Werbung kann nach wie vor ein «Alles bleibt schlechter» konstatiert werden.
Die Zuseher_innen und potenziellen Kund_innen werden seit eh und je für blöd verkauft, und sexistische Inhalte gelten offenbar als unschlagbare Kaufargumente. Eine Billigmöbelfirma hat für ihren neuen Spot wohl im extra Seichten nach Ideen gefischt. Eine modelmäßige Schönheit beschließt ihre eher unbefriedigende One-Night-Stand-Partnerschaft fortzusetzen, um weiterhin seine Matratze benutzen zu können, vorher redet ihr noch das Zeichentrick-Maskottchen der Firma ins Gewissen, das Schaumstoffteil ja nicht gering zu schätzen. Geht’s noch tiefer? Frau beachte auch den eklatanten Preisverfall für sexuelle Leistungen – früher musste mann immerhin noch mindestens einen rassigen Sportwagen oder eine tipptopp ausgestattete Einbauküche bieten, um seinem Objekt der Begierde in der Reklamewelt an die Wäsche gehen zu können. Schon klar, das Werbefilmchen soll ein Witz sein, es ist aber leider einer, für den wir die Bezeichnung «sick humor» nicht als i. ü. S. schwarzen, sondern wörtlich als kranken Humor übersetzen müssen. Fällt «Werbefritzen» echt nichts Besseres ein?
Die Feststellung des Besserseins setzt einen Vergleich voraus. X ist besser als Y. Beliebt ist der historische Vergleich: «Früher war alles besser.» Auf der anderen Seite scheint das westliche, teleologische (zielgerichtete) Weltbild tief in uns verankert, und somit der Fortschrittsglaube und als dessen Ableger der Glaube an grenzenloses Wirtschaftswachstum. Die Überzeugung der voranschreitenden Optimierung und Maximierung ist nicht nur wegen der ökonomischen Entwicklungen brüchig geworden und verliert an Anhängerschaft. Unbestritten ist doch der technologische Fortschritt. Aber bargeldloser Zahlungsverkehr sowie Smartphone & Co. ermöglichen unsichtbaren Dritten, Vierten, Fünften … nicht nur mitzuhören, sondern auch jede Menge Daten zu erheben (siehe auch Dannebergpredigt auf S. 18). Kein technischer Vorteil ohne Nachteil(e) also? Nicht in allen Fällen so eng sieht das der Neurophysiologe Jürgen Sandkühler, den Uwe Mauch als Lokalmatador auf Seite 15 porträtiert. Das Verschwinden der Handschrift hält er für kein Problem «Es gab auch eine Menschheit vor der Handschrift. Und die Leute sind damals auch nicht an Hirnschwund gestorben.»
In diesem Sinne bleibt der Augustin auch im Zeitalter des heraufdämmernden Quantencomputers das bessere Medium Ihres Vertrauens mit null Interesse an Ihren persönlichen Daten.
P.S.: Unumstößliche Wiener Wahrheit: So manches ist besser als a Staa am Schedl.