Augustin 370 - 07/2014

Widersprüche, die wir nicht verstehen

Mittels einer entsprechend programmierten EDV-Anlage erspare sie sich das zeitraubende Lesen von langen Texten, erklärt sinngemäß Lotaria, Studentin der Literaturwissenschaft, in Italo Calvinos Roman «Wenn ein Reisender in einer Winternacht». Das Durchschauen von statistischen Wortlisten, die das Programm aus den schriftlichen Werken erstelle, genüge, um den Inhalt derselben zu erfassen.Die acht Seiten mehr, die der vorliegende Augustin umfasst, würde ja eigentlich für die oben genannte Lektüre-Methode sprechen, da diese Ausgabe aber erst ab 23. Juli von der nächsten abgelöst wird, steht doppelt so viel Zeit zum Lesen zur Verfügung. Ob der mannigfaltigen Themen auf diesen 48 Seiten würde eine rein quantitative Wörterzählung ohnehin zu irreführenden oder verwirrenden Ergebnissen führen. Wir bieten u.a. Verlautbarungen in eigener Sache: einen kunterbunten Rückblick in Wort und Bild auf die Aktivitäten zum vergangenen F13-Aktionstag (S. 8-9) und stellen den neuen Internetauftritt unseres Veranstaltungskalenders strawanzerin.at auf Seite 15 vor. Und wir freuen uns, dass unsere Schauspielgruppe 11%K.Theater am Eröffnungsabend des Festivals «Theater am Fußballplatz» auftreten wird (mehr dazu auf S. 36).

Unerfreulich hingegen sind Pläne, wonach die Nordautobahn A5 mitten durch die Natur- und Kulturlandschaft des Weinviertels führen soll, wie Robert Sommer zu berichten weiß (S. 6-7). Auch wie die von der ÖBB angeheuerte private Security-Firma mit offenbar unliebsamer Bahn-Kundschaft umgeht gefällt uns nicht und dass solch diskriminierendes Verhalten im Widerspruch zum preisgekrönten Diversity Management der Bundesbahn steht, zeigt Lisa Bolyos auf (S. 14).

Zu Ohren gekommen ist uns auch die unerfreuliche Haltung des Weltcafés gegenüber Augustin-Verkäufer_innen. Die dürfen nämlich nicht mehr hinein in das Lokal in der Schwarzspanierstraße, das sich auf seiner Homepage als «Vorzeigebetrieb, der wirtschaftlich rentabel mit ethischen Grundsätzen arbeitet» und «Sprachrohr des «fairen» Gedankens» beschreibt. Da ergibt sich ein Widerspruch, den wir nicht verstehen.

Nicht zu verstehen ist auch die zunehmende Abschottungspolitik Europas, an deren Hürden Menschen und der Glaube an die Vernunft scheitern. In satirischer Überspitzung zeichnet Wolfgang Bartsch in seiner Erzählung «European Quick Check» ein böses Bild engstirniger Paragrafenreiterei und blinder Xenophobie (zu lesen auf den Seiten 38/39).

«Die Welt ist schlecht. Der Mensch ist schlecht» wird trotzdem nie zu unserer Devise. Wie unsere Autorin Natasha Towin (S. 45) meinen wir «die Hoffnung stirbt zuletzt». Und gut finden wir auf jeden Fall die großzügigen Kaffeespenden der Firmen Spar und Sonnentor – wir danken recht herzlich!

Das Mehrfachwahlrecht in der Landwirtschaftskammer

Wie Raiffeisen «Demokratie» macht

Wer an Wahlen denkt, assoziiert damit meistens das demokratische Prinzip «eine Person – eine Stimme». Wer das Wahlrecht zu den Landwirtschaftskammern in Österreich betrachtet, muss sich neu orientieren: So manche Wähler_innen haben mehrere Stimmen. P… weiterlesen

Stärken und Schwächen des Sozialstaats (II)

eingSCHENKt

Was sind die Stärken und was sind die Schwächen, fragt man sich, wenn man etwas verbessern will. Im besten Fall wird man dann die Schwächen korrigieren und die Stärken optimieren. Das gilt auch für den Sozialstaat. Im ersten Teil der Serie ging es um… weiterlesen

Gedanken zum Thema: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Einmal hat mir so eine so genannte AMS-Betreuerin aus voller Überzeugung heraus erklärt, dass ich mir gar keine Hoffnungen zu machen bräuchte.

Na wenn das so ist, brauch‘ ich doch nicht einmal schön reden. Also, mein Kommentar: Das geht sie gar nich… weiterlesen

Rapid-Fan im Feindesland

Ein Vormittag in Favoriten

Ich fahre zur Massage ins Amalienbad. Eva salbt mit Öl meinen Rücken. Vom Haaransatz bis zum Popo fühle ich mich immer wohler. Fango und Strom beenden die «Tortur». Ich ziehe mich an und setze mein Rapid-Kapperl auf und schlinge meinen Rapid-Schal um… weiterlesen

Im Wahn bin ich, im Wahn will ich bleiben

Klaus Huhle bekämpft in Stockerau das Prinzip des Wegsperrens

Wer je Miloš Formans Film «Und einer flog über das Kuckucksnest» gesehen hat, wird seine Botschaft teilen, dass nicht die Menschen, sondern die systemischen Verhältnisse, in denen sie überleben müssen, wahnsinnig sind. Den Film gibt’s auch als Theate… weiterlesen

«Ich war immer ein linkes Mädchen»

Erni Mangold über Erotik im Alter, späte Liebe und Frauensolidarität im Backstagebereich

Erni Mangold ist eine ziemlich «wüde Henn», zuletzt hat man sie schwer bewaffnet im Münchner Tatort gesehen, jetzt lässt sie im Film «Der letzte Tanz» die Hüllen fallen und hat mit 87 Jahren ihre erste Sexszene gedreht. Im Augustin-Interview erzählt … weiterlesen

aufglegt

SIGI MARON
«Dynamit und Edelschrott» (CD)
(GAB Music)
www.maron.at
Wenn dem Sigi Maron etwas am Oasch geht, dann lässt er sich nicht den Mund verbieten, sondern schreibt ein Lied. Die Lieder, die dabei geboren werden, sind selten schmeichelhaft, daf… weiterlesen

Neues von Frau Gschistibohavitschek

Keimfreiheit im Wurstschüsserl

Vielleicht geht es Ihnen auch so: Sie kommen, wenn Sie denn Allesesser_in sind, vom Fleischhauer Ihrer Wahl nach Hause (im besten Fall; sonst vielleicht vom örtlichen Supermarkt mit Feinkosttheke). Wenn Sie Ihre drei Sorten Aufschnitt ausgepackt habe… weiterlesen

StadtSpionin unterwegs

Sabine Maier über ihre Wien-Entdeckungen im Vorbeigehen

Es ist Samstag morgen. Ich beginne meinen Rundgang durch die Stadt, um neue Shops und Lokale zu inspizieren. Mitte nächster Woche erscheint «Die StadtSpionin» mit aktuellen Wien-Tipps, die Leserschaft will schließlich versorgt werden.

 

Foto: … weiterlesen

Roter Mond und Steirische Schafnase

Von der Amtsstube auf die Streuobstwiese: der Pomologe Fritz Marth

Sommer und Sonne, also bald wieder frisches Obst aus heimischen Gärten: Im südburgenländischen Deutsch Kaltenbrunn (Bezirk Jennersdorf), einer Gemeinde mit rund 1800 Einwohner_innen, befinden sich die steil abfallenden Obstgärten des Pomologen Fritz … weiterlesen

Durchs World Wide Web strawanzen

www.strawanzerin.at – Veranstaltungskalender geht online

Mitten im Augustin thront sie, die Strawanzerin. Sie rettet jeden Regentag und jedes Wochenende, befriedigt Flohmarktsehnsüchte und cineastische Begehren, wirbt für (gerade noch) unbekannte Bandauftritte in Hinterhoflokalen und hat vor allem für jede… weiterlesen

Ausgezeichnete Top-Werte

ÖBB-Sicherheitsdienst gefährdet Sicherheit

Wiedermal gibt es einen Grund zur Gratulation: Die Österreichischen Bundesbahnen haben den «DiversCity»-Preis der Wirtschaftskammer Wien in der Kategorie Großunternehmen gewonnen. Für barrierefreie Reisemöglichkeiten und strategische Klugheit in dem,… weiterlesen

Die Generation Wirtschaftswunder

Musa Firat: Einer der ersten Gastarbeiter Österreichs erzählt

Musa Firat wird am 15. April 1933 in der ostanatolischen Region Dersim/Dês?m, im Dörfchen Mezra Káy?í geboren. Am 10. April 1964 kommt er im Zuge des Anwerbeabkommens zwischen Türkei und Österreich als einer der ersten «Gastarbajteri» am Südbahnhof a… weiterlesen

Ins südmährische Nichts

Lärmschutzwände durchs Unesco-Biosphärenreservat?

Zu vielen Wiener_innen ist das tschechische Grenzstädtchen Mikulov/Nikolsburg, das anschließende Landschaftsschutzgebiet Pálava/Pollauer Berge und die beiden Thaya-Stauseen von Nové Mlýny/Neumühl unbekannt. Entsprechend wenig Beachtung findet das Fak… weiterlesen

Verschiedene Gesichter, verschiedene Menschen

Augustin-Verkäuferin Doris

Neben dem Augustinverkauf mache ich noch eine ehrenamtliche Tätigkeit: Ich kümmere mich um eine blinde Frau. Ich mache Hausarbeit und ich sorge für meine beiden Kinder. Den Augustin verkaufe ich seit 2010.

 

Foto: Lisa Bolyos

Mein Verkaufsp… weiterlesen

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