Augustin 386 - 03/2015
Der Bäuerinnenaufstand naht, die Krüppel entern die Schankstube – der Frühling ist da!
«Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt» – wer erinnert sich nicht an dieses vorindustrielle Agrarmelodiechen, das das Ende des Winterschlafs einläutet? «Die Agrarbehörde kommassierte sein Land», müsste der Reim folgerichtig weitergehen. Kommassiert oder neu zusammengelegt werden Landstücke, weil es der einfacheren Bewirtschaftung mit Maschinen dienlich sein soll (und durchaus auch sein kann), wenn die Flächen nicht kleinteilig, in ihrer Form vermurkst und durch andere Felder voneinander getrennt in der Landschaft herumliegen.Aber die Grundzusammenlegung kann auch gravierende Nachteile haben: Nicht nur wird die puzzlehafte Landschaft mit ihren Ecken und Hecken der Wettbewerbskultur des Wer-hat-den-größeren-John-Deere untergeordnet – es kann auch zu handfesten wirtschaftlichen Schäden kommen: Der biobäuerliche Betrieb der Familie Kargl etwa soll den langjährig aufgebauten und gepflegten Boden jetzt gegen Flächen tauschen müssen, die vielleicht symmetrischer sind – aber auch vergifteter. Dagegen wehren sich die Kargls mit einem kleinen Waldviertler Bauernaufstand; die Kollegen Robert Sommer und Mehmet Emir (S. 6–7) sind dorthin gefahren, wo der Winter oft erst im Mai auszieht.
Außerdem bringt der März Ihnen da, wo die letzten Jahre über Raiffeisen mit Argusaugen beobachtet wurde, die neue Serie «Wiener Wirtschaft» (S. 11), der Musikarbeiter besucht Attwenger und muss feststellen: «Diese Musik ist keine Insel!» (S. 28), der Puppenspieler Nikolaus Habjan nimmt von seinem alten Freund Friedrich Zawrel Abschied (S. 10), und Herr Groll (S. 38) mimt einen Tobsuchtanfall über «Krüppel in der Schankstube» – «Wo kommen wir denn da hin?!»
Uns bleibt es, Sie darauf vorzubereiten, dass in sieben Monaten mit Sicherheit schon wieder Oktober ist. Warum dieser Blick in die Glaskugel? Weil wir am 16. 10. unseren zwanzigsten Geburtstag feiern. In den charmanten Tanzhallen der wilden Kagraner Vorstadt. Und zwar am liebsten mit Ihnen!
Schönen Frühling ohne zu viel Kommassierung wünscht
Lisa Bolyos