Augustin 415 - 06/2016
Fisimatenten, Toiletten und Tagebücher
Bereits vor langer Zeit hat sich Hermes Phettberg als Augustin-Fan geoutet, aber wir haben uns erst neulich gewagt, ihn zu fragen, ob er neben der besten Stadtzeitung von Wien, dem «Falter», auch für die erste österreichische Boulevardzeitung eine Kolumne beisteuern möchte. Er sagte sofort zu!Der Augustin-Fan Phettberg erhielt somit den ihm gebührenden Platz: eine Spalte neben unserer Fanpost (S. 4). In seinem ersten Beitrag für die Kolumne «Phettberg’s Fisimatenten» geht er auch offen, wie man es vom ihm gewohnt ist, auf seine publizistische Doppelgleisigkeit ein.
Was aber bedeutet das Pluraletantum «Fisimatenten»? Im Wiktionary wird dieser Begriff mit «Ausflüchte, Versuch, einer unangenehmen Erklärung auszuweichen, Schwierigkeiten, Scherereien» erklärt und der Duden nennt als Synonyme bspw. «Ablenkungsmanöver», «Faxen» oder «Winkelzüge». Die Etymologie des Begriffs ist nicht gesichert, die spekulativen Herleitungen würden hier zu weit führen.
Eine kleine Neuerung, die erst mit der kommenden Ausgabe voll in Kraft treten wird, gilt es aber schon jetzt anzukündigen: Lisa Puchner wird Martina Handler, die berufliche Gründe für ihren Rückzug nannte, in der «Nachbar_innenstadt» ersetzen und in jeder dritten Ausgabe eine öffentliche Toilette in Wien für den Augustin testen. Für die vorliegende Nummer hat die Absolventin des Masterstudiums «Social Design» sozusagen ein Propädeutikum zu ihrem Toiletten-Test verfasst (S. 16).
Zwei Tests bringen wir aber schon in dieser Ausgabe: Den Sehkrafttest bei Augustin-Verkäufer_innen (S. 13) und den Selbsttest unserer Kollegin Evi Rohrmoser als Kolporteurin (S. 6). Evi arbeitet zwar seit Jahren nicht mehr in der Funktion der Sozialarbeiterin beim Augustin, sondern als Administratorin, sucht aber immer noch den direkten Kontakt zu den Zeitungsverkäufer_innen, indem sie einen Stammtisch ins Leben rief und diesen moderiert.
Durch diese Form des Austausches mit den Kolporteur_innen manifestierte sich in ihr der Wunsch, das Zeitungverkaufen auszuprobieren – und sie tat es schließlich auch, einen Monat lang am Matzleinsdorfer Platz, immer morgens vor der Büroarbeit. Ihre Tagebuchaufzeichnungen sind im vorderen Blattteil (S. 6) nachzulesen. Das traditionelle Tagebuch, das von Gottfried, finden Sie wie gewohnt auf der vorletzten Seite (S. 39). Dieses Mal beschäftigt er sich ausführlich mit PolitiKERN und Fußballern.
Apropos Fußball: Beinahe hätte es die Fußball-Reportage von Wenzel Müller (S. 20) zur Coverstory geschafft. – Erst in der Schlussphase der Zeitungsproduktion hat sich das «Sehtestmotiv» durchsetzen können. Müller berichtet, entgegen der Gepflogenheit der Augustin-Fußballredaktion, sich aufs Wiener Unterhaus zu konzentrieren, aus dem Ausland. Eh klar, aus Frankreich angesichts der bevorstehenden Europameisterschaft, werden Sie sich jetzt denken, aber weit das Tor verfehlt! Müller besuchte in Bulgarien die (verregnete) Geburtstagsparty von Hristo Stoitschkow, u.a. Torschützenkönig der WM 1994.