Augustin 418 - 08/2016

Sommerhalbzeit

«Waun i auf ana rosarodn woikn duach de gegend schweb / und endlich wieda bis in d letzte faser g’spia dass i no leb / waun i den grau’n oitog saumt de suagn aus meine augn valia / de sun geht auf de wöd wiad bunt und laungsam do tauts in mia / waun in mein hirn de glockenblumen blian / daun kauns passiern dass i n vergiss / den unterschied zwischen dem wos i ma vuastöll und dem wos wirklich is.»Wos in dem Sommer «wirklich is», obwohl wir gerne drauf verzichten würden: die neuerliche Bundespräsidentenstichwahl. Soll man die Sommerferien damit verbringen, zum «Richtig-Wählen» aufzurufen? Oder überhaupt zum Wählen? Soll man mit Facebook-Postings, Liedern in der U-Bahn, Medienarbeit und Diskussionen beim Familienfest versuchen, den Unmöglichen zu verhindern? Oder soll man doch ans Meer fahren und den Kopf in den Sandstrand stecken? «Wie ein Nachzipf fühlt sich das an», kommentierte eine Bekannte, die sich auch darauf gefreut hatte, im Sommer die Welt einfach mal die Welt sein zu lassen.

Wos wir uns hingegen viel lieber «vuastölln»: dass der Sigi Maron, Songwriter der zitierten Zeilen, noch bei uns wäre. Der «Wienerischste aller Barden», der «Querkummerl im Rollstuhl», wie Kollege Sommer ihn nennt, hat sich auf Nimmerwiedersehen verabschiedet. Weder in den niederösterreichischen Landtag noch zum Eurovision Songcontest ist Sigi Maron Zeit seines Lebens gekommen. Auf den Seiten 16, 35, 37 und 46 nehmen wir Abschied. Das große Porträt des Künstlers, das Rainer Krispel und Mario Lang im letzten Jahr verfasst haben, können Sie im Online-Archiv (www.augustin.or.at) nachlesen. Mit «Pfiati, Sigi Maron!» haben wir seinen Abgang auf Facebook kommentiert; die Antwort eines aufmerksamen Lesers kam prompt: «Pfiati(god) kommt von Behüte dich (Gott). Jetzt kann er sich ja nicht mehr wehren, R. I. P.» Oder, wie Sigi Maron es selbst gereimt hat: «Es gibt guade es gibt schlechte / wenig linke füle rechte / (…) es gibt schwoaz und es gibt rot / owa glaub ma bruada glaub ma / es gibt kan gott».

Einen schönen Sommerrest wünscht

Lisa Bolyos

eingSCHENKt: Till Eulenspiegel und mehr

«Ich bin immer noch hier, wo es regnet und manchmal die Sonne scheint.» Maria, eine arbeitslose Textilfachverkäuferin, sitzt auf der Parkbank vor der Kirche. Ihr Leben läuft rückwärts, an allen Träumen vorbei: an Otto im Gemüsefach, an dem Nacktschwi… weiterlesen

Im besten Hotel Europas

Athen: ein Straßenzeitungstreffen und vierhundert selbstorganisierte Flüchtlinge

Das «Internationale Netzwerk der Straßenzeitungen» tagte diesen Sommer in Athen. Die Metropole der europäischen Krisenpolitik floriert auf ihre ganz eigene Art. Lisa Bolyos ist im «besten Hotel Europas» abgestiegen und hat sich die Stadt von dort aus… weiterlesen

«Bitte kommen Sie in meine Praxis!»

Per Zuzahlung zum schnellen Operationstermin

Die Medizin kennt viele Klassen: von den gänzlich vom Gesundheitssystem Ausgeschlossenen über die Durchschnitts-Versicherten bis hin zu den privatfinanzierten Vorzugspatient_innen. Anna Herr hatte eigentlich einen gewöhnlichen Bandscheibenvorfall – a… weiterlesen

Ein Problem wird übersiedelt

Von der U6, den Drogen und einer weit verfehlten Stadtpolitik

Die Drogenszene an der U6 hat im Frühjahr für Stimmung gesorgt: Die Grünen machten für einen kontrollierten öffentlichen Raum mobil, die Wiener Linien sprachen von Sicherheit und meinten Vertreibung, und die Stadt hat es geschafft, ihre Drogenabhängi… weiterlesen

Der Sandler vom Dienst

Wenn man so aussieht, als wäre man in echt einer, der man eigentlich nur beruflich ist

Klischees wirken verlässlich. Ein bestimmtes Aussehen genügt, um in einer entsprechenden Schublade zu landen. Bei Herrn Slaby ist der Fall etwas verzwickter: Das Schublade-Sitzen ist sein Nebenjob. Peter A. Krobath hat ihn zum Leben mit Stereotypen «… weiterlesen

TUNMAG: Mamas Mindestsicherung

Der Alltagsverstand hat nicht ausgereicht, da musste der Verwaltungsgerichtshof her: Seit dem Jahr 2012 bemüht sich eine alleinerziehende Frau, Mutter von zwei minderjährigen Kindern, wohnhaft in Salzburg, um Aufstockung ihres Einkommens aus den Mitt… weiterlesen

NACHBAR_INNEN-STADT: Gut, besser, betri Reykjavík

In Krisen entstehen oft die besten und nachhaltigsten Ideen bzw. wagen Gesellschaften auch neue Wege einzuschlagen. Mit dem Platzen der ökonomischen Blase 2008 steckte (nicht nur) Island in einer schwerwiegenden Krise. Einhergehend mit dem massiven V… weiterlesen

Arbeit ist die Mutter aller Dinge

Die Lokalbahn Wien-Baden und der Arbeitskampf im Süden Wiens

Die Lokalbahn Wien-Baden, auch Wiener Lokalbahn oder Badner Bahn genannt, durchpflügt den Süden Wiens, ist aber in Restwien nahezu unbekannt. Die Geschichte der Badner Bahn ist auch eine Geschichte des Arbeitskampfes, fand Karl Weidinger (Text und Fo… weiterlesen

Kein Kunststoff im Haus der Geister

Im Prater findet man, was anderswo längst ausrangiert wäre

Von Friedrich Achleitner stammt der Flanier-Tipp, auch im richtigen Prater die Unorte, das Unmodernste, das anderswo längst Ausrangierte, das «Gfäude» zu entdecken. Mario Lang, der den Prater seit Kindheitstagen bestens kennt, fotografierte sein pers… weiterlesen

Wie ein komischer Vogel

Indira Nuñez über das Schmerzgedächtnis, die Suche nach einem Zuhause und andere Anstrengungen

Narben als persönliche Erinnerungen, Sucht nach Bewegung und eine Neigung zur Nostalgie: Die Performerin Indira Nuñez arbeitet mit dem Moment der Übertreibung. Im Herbst tritt sie im WUK auf. Michael Franz Woels und Carolina Frank haben sie in ihrem … weiterlesen

Applaus tut gut und klingt auch schön

Wir singen, also sind wir: der Chor «Im Ernst.»

«Im Ernst.» ist eine erweiterte Form von Chor. «Im Ernst» singt relevanten Blödsinn, verschmelzt Chor mit kulturellem Grenzgänger_innentum, sich selbst dabei stets nicht zu ernst nehmend. Ernst weckt dich auf, fordert dich heraus – positioniere dich,… weiterlesen

Mein Sinn des Reisens

«Woher kommst du?», werde ich von den Menschen, denen ich auf meiner Reise begegne, gefragt. Keine leichte Frage, da ich auch keine Antwort auf «Wohin gehe ich?» weiß.

Illu: Karl Berger

Freundlich antworte ich, je nach der Sprache des Fragenden, … weiterlesen

Putsch online und live

Die Abenteuer des Herrn Hüseyin

Nach langer Zeit fährt Hüseyin mit seiner Freundin in das kurdische Gebiet der Türkei. Es ist für ihn aufregend, seine Freundin den Eltern und Geschwistern vorzustellen. Er hatte vor, der Freundin seine Heimat zu zeigen.

Illu: Andi Kleinhansl

In… weiterlesen

Hinrichtung? Okay!

Reise-Essay

#1 Wenn irgendwo irgendwas passiert, bei dem Menschen sterben, mache ich mir zuallererst Sorgen um mich. Tschernobyl: Was wird aus mir? Fukushima: Was wird aus mir? Paris, Istanbul, Brüssel: Mir, mir, mir! Das ist nicht nobel, aber gesund. Ich weiß n… weiterlesen

Daher Gesagtes …

Schale in der Nacht. Vollbrachte Unausgiebigkeit mit jedem Schritt. Welten erobert, die eigene rück-erobert im Spalier. Rückdehnung im Liedersommer. Juchee ohne Schnee. Hupfburg, die zerplatzt.
Schelle mit Delle und krauses Haar. Luftkanister. Spring… weiterlesen

Sigi Maron und der ratlose Frosch

Herr Groll auf Reisen. 285. Folge

Der Dozent traf seinen Freund Groll beim Einlaufbauwerk des Donaukanals in Döbling. Groll starrte ins Wasser.
«Freund Groll, ich habe vom Tod Sigi Marons erfahren.» Der Dozent lehnte seine Rennmaschine an einen Baum.
«Es ist fürchterlich», der Do… weiterlesen

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