Augustin 477 - 03/2019
Frauen-Politik, -Kunst, -Sport u. v. m.
«Ein Staat, der sich die Kritik nicht finanziert, ist keine Demokratie.» Johanna Dohnal im Gespräch mit der Ö1-Redakteurin Renata Schmidtkunz im Jahr 2009.
Was die ehemalige Frauenministerin damit meinte, war, dass Demokratie einer Vielfalt von Meinungen, Ideen, gesellschaftlichen Entwürfen etc. bedarf, und dass Widersprüche auch außerhalb von Einrichtungen wie dem Parlament formuliert und geäußert werden müssen. Das heißt kritische Gruppierungen und Medien durch Förderungen zu unterstützen. Das heißt, dass sich Regierende nicht nur der Kritik stellen, sondern diese aktiv einholen müssen.
Politik kann es zwar niemals allen recht machen, leider können aber politische Entscheidungen getroffen werden, mit denen fast allen auf die Zehen getreten wird. Letzteres sollte in einer Demokratie eigentlich nicht geschehen. Gesetze sollen ja vor Verletztwerden, wenn möglich, schützen. Schutz von Frauen und Kindern vor Gewalt war Johanna Dohnal nicht nur ein Anliegen, in ihrer Amtszeit wurden gesetzliche Grundlagen zum Gewaltschutz insbesondere in Ehe und Familie geschaffen. Sie war auch Mitgründerin des Trägervereins des ersten Wiener Frauenhauses. Gewalt an Frauen ist derzeit wieder verstärkt Thema gesellschaftlicher und politischer Debatten. Ruth Weismann setzt sich in ihrem Artikel auf Seite 6, den Silke Müller illustriert hat, mit bestehenden und zu fordernden Maßnahmen zur Gewaltbekämpfung und -prävention auseinander.
Seit 100 Jahren dürfen Frauen in Österreich wählen, ungefähr so lang sind sie hierzulande auch zum Kunststudium zugelassen. Als bildende Künstlerinnen betätigten sich Frauen auch schon früher, ausbilden ließen sie sich im Ausland oder privat. Arbeiten in Wien tätiger Künstlerinnen zwischen 1900 und 1938 sind derzeit im Belvedere zu sehen. Hilde Grammel hat die Ausstellung Stadt der Frauen besucht (Seite 24). Mit den Diskrepanzen zwischen propagiertem Frauenbild und tatsächlicher weiblicher Lebensrealität in der DDR befasst sich die aktuelle Folge von Jella Josts Cherchez la Femme (Seite 30). Um ein relativ junges Betätigungsfeld, in dem sich Frauen umtun (und dessen Eroberung den feministischen Vorkämpferinnen wohl kaum vorschwebte), geht es in Sebastian Pannys und Heinz Tesareks Reportage über Wrestlerinnen in Wiens Untergrund (Seite 18).
In eigener Sache: Der AUGUSTIN hat schon wieder die Wohnung, äh, Zeitungteile umgestellt. Es ist fast alles noch da, aber
z. T. woanders: Phettbergs Fisimatenten wanderten in den Dichter Innenteil, das Kreuzworträtsel ans Ende der Vorstadt. Neu sind die AUGUSTIN-Interna-Kolumne Wos is los … und die Straßenfotoserie Wiener Winkel, beide auf Seite 4.