Augustin 505
Wohnen, Freiheit, Digitalisierung
«Der Himmel ist viel blauer, das fällt jedem auf», bemerkt eine Nachbarin. Die makellose Azurtönung des Firmaments führt sie auf das Nichtvorhandensein des Flugverkehrs zurück. Auf die sonst oft im Minutentakt über meine Wohngegend fliegenden Jets könnte ich auch wegen der Lärmbelästigung gern für immer verzichten.
Gegenwärtig machen sich viele Gedanken, was in Zukunft anders laufen soll. In seinem optimistischen Pessimismus oder pessimistischen Optimismus nimmt der AUGUSTIN die derzeitige Lage zum Anlass, auf bedenkliche Entwicklungen hinzuweisen und andere Modelle des Denkens von Strukturen und Herangehensweisen an überkommene Abläufe vorzustellen. Ruth Weismann spricht mit der Stadtforscherin Bettina Köhler und der Architektin Gabu Heindl über wohnpolitische Visionen (Immo aktuell, S. 13). «Die Spekulation mit Wohnraum muss ersetzt werden durch gemeinwohlorganisiertes und kollektives Wohnen, und wenn es privates Wohnen ist, dann gut mieter_innengeschützt», ist eine ihrer Forderungen.
Ungarns Premier Viktor Orbán nutzte die Corona-Pandemie bekanntlich, um die politische Macht vollends an sich zu reißen. Ungarns Kunst- und Kulturbereich wird schon länger am Gängelband der Fidesz-Regierung gehalten. Zwei ungarischen Kulturschaffende, die mittlerweile in Wien leben, erzählen in Lisa Bolyos’ Beitrag Kunst, Tochter der Freiheit von den Auswirkungen dieser Politik (S. 22). Ganz coronakrisenunabhängig befasst sich unser Coverschwerpunkt mit der Freiheit, sich nicht als weiblich oder männlich definieren zu müssen. Damit setzt sich Magdalena Riedl auf S. 6 anhand von All-Gender-Toiletten auseinander. Bettina Enzenhofer interviewte den Geschlechterforscher Persson Perry Baumgartinger (S. 8) zu gesetzlichen Regelungen der Geschlechterfrage.
Eine Folge der Corona-Beschränkungen ist ein massiver Digitalisierungsschub. Der AUGUSTIN zum Beispiel kann nun auch als PDF erworben werden. Ob Leser_innen an einer bargeldlos kaufbaren AUGUSTIN-Version interessiert sind, ist einer der Punkte, die wir mittels einer Befragung (siehe Fragebogen auf S. 19–20) erheben möchten. Und keine Angst, den papierenen AUGUSTIN wird es auf jeden Fall weiterhin geben.