Augustin 516
Backstage
Nimm eine Mühlviertler Kindheit, mische sie ordentlich mit autonomer Kulturarbeit, einer Tischlerinnenlehre, einem Architektur- und einem Szenografiestudium, streu anstrengende Arbeitsverhältnisse drüber, und dann lass den Zufall in Ottakring seinen Part spielen: Heraus kommt Gisela Hesser, die aus Holz, Leder und Seide faszinierende Bühnentiere fertigt. Und damit so glücklich ist, dass sie «nur mehr Figuren bauen» will. Das und mehr erzählt sie in unserem Coverschwerpunkt, für den Kollege Fellinger und Kollegin Bachinger gemeinsam mit den Fotografinnen Daria Tchapanova und Carolina Frank einen Blick in die Werkstätten hinter den großen Bühnen und Festivals geworfen haben. Nicht nur den Tier- und anderen Figurenbauer_innen, auch den Kostümschneider_innen wird selten der gebührende Ruhm zuteil. Wer bügelt das Seidenkleid, nachdem die Buhlschaft im Regen stand? Wer maßschneidert ein neues Sakko, wenn dem Regisseur das rote plötzlich nicht mehr gefällt? Von Stachelschweinen in der Volksoper, guten Arbeitsverhältnissen in Simmering und schneidernden Saisonarbeiter_innen in Salzburg lesen Sie ab Seite 6.
Im Ressort Vorstadt reisen wir diesmal weit über die Vorstadtgrenzen hinaus: und zwar mit dem Campingbus an 215 Grenzübergänge. Gaby und Peter Giovannini nutzten den während der ersten Covidphase zugesperrten Nationalstaat zu einer Erkundung österreichischer Grenzlandschaften (Seite 16), und Vorstadtkollege Schachner ist zu ihnen nach Klosterneuburg geradelt, um zu erfahren, wie das war. Er hätte aber auch den Zug nehmen können – Lokalmatador Elias Bohun, der sich aufs klimafreundliche Reisen spezialisiert hat (Seite 19), hätte ihm sicher gern ein Ticket gebucht.