Augustin 523

Sklaverei, jetzt CO2-neutral

Der große Profiteur der Pandemie ist der Onlinehandel im Allgemeinen und dessen internationaler Spitzenreiter im Besonderen. Es hat sich anscheinend noch immer zu wenig herumgesprochen, wie dieser Laden tickt – sonst würden ihm nicht so viele auf den Leim gehen. Ein haarsträubender, an die gute alte Sklaverei erinnernder Umgang mit den Bediensteten, Missachtung eines Minimums an Arbeitsrechten, Verweigerung der Bezahlung von Steuern und sonstigen öffentlichen Abgaben, Kriegführung gegen staatlich gestützte Initiativen (z. B. die jahrelange Bekämpfung des SKE-Fonds der austro mechana) et cetera et schmettera. Statt an seiner schäbigen Praxis etwas zu ändern, will der Onlinekrösus jetzt mit der Botschaft aufhorchen lassen, das Milliarden­geschäft über Elektroautos abzuwickeln: CO2-neutral!! Ein Wahnsinn, da freuen sich die Ausgebeuteten. Augustin-Leser_innen erscheint das eher wie eine zugespitzte Version unserer Coverstory zum Jahreswechsel, Shopping for Future.
So gesehen ist es höchste Zeit für Utopien auf humanistischer Grundlage. Diesen widmet sich die Neuauflage des Augustin-Reportagestipendiums. Text/Bild-Duos können wieder Konzepte einreichen und von einer fachkundigen Jury auf einen etwaigen Preisverdacht bewerten lassen (Seite 12). Noch eine gute Nachricht: Wir haben im dichter innenteil eine neue Illustratorin zu bieten: Künstlerinname: .aufzeichnensysteme, bürgerlich: Hanne Römer. Sie wird sich künftig in dieser Rubrik mit Blitzstein, der bürgerlich auch anders heißt, abwechseln. Zudem empfehlen wir in der vorliegenden Ausgabe einen aufmerksamen Flanierer am Gürtel (Seite 6), einen Waschgang in dafür vorgesehenen Salons (Seite 16) – und, falls es jemals wieder möglich sein wird, einen metallmusikalischen Abend im Viper Room (Seite 22). Wer jetzt noch das Herz in die Hand nimmt, um sich gegen Delogierungen (Seite 13) und Mankos im Geschworenenprozess (Seite 10) zu engagieren, hat aus Augustin-Sicht den Hauptpreis schon gewonnen. Wie gesagt: höchste Zeit für Utopien!

Von 7 Uhr morgens bis 18 Uhr abends

Augustinverkäuferin Zina

Ich bin 55 Jahre alt und seit 15 Jahren in Wien. Bevor ich zum Augustin gekommen bin, habe ich zwei Jahre lang gebettelt. Ich weiß gar nicht mehr, seit wann genau ich den Augustin verkaufe, aber seit mehreren Jahren. Ich habe gesehen, dass meine Koll… weiterlesen

Wo wurde dieses Kalenderfoto aufgenommen?

wos is los … beim Augustin

Der im Design reformierte Augustin-Kalender 2021 ist seit Wochen restlos ausverkauft und hängt nun ein Jahr lang an tausenden Wänden und ist somit im Blickfeld von noch viel mehr Menschen, die sich mitunter fragen: Wo haben die Verkäufer_innen denn d… weiterlesen

Kindergesundheit unter Druck

eingSCHENKt

Eine junge Frau im bunten, wilden Kleid – umringt von grauen Schatten. Melanie hat ein Bild davon gezeichnet, wie es ihr geht. «Das sind Gedanken, die um meinen Kopf herumschwirren und mich zum Nachdenken bringen, zum Beispiel wegen meiner Familie un… weiterlesen

Ich ziehe meine Linien und schreibe Gürtelzeilen

Zu Fuß, schreibend und fotografierend, bewege ich mich entlang des ehemaligen Linienwalls und der heutigen Bundesstraße 221. Der Gürtel, eine Stadt–landschaft für sich – wäre er nicht so befahren, ein richtig schöner Stadtboulevard durch 13 Bezirke. … weiterlesen

Das Gewissen des Volkes

Geschworenenprozesse – demokratisches Instrument oder Justiz durch Unwissende? In Österreich gibt es jedenfalls Reformbedarf. Astrid Wagner und Katharina Rueprecht haben ein Buch über «Glanz und Elend» dieser Institution publiziert. Die überarbeitete… weiterlesen

Die Delogierung überleben

Eine drohende Delogierung kann zu existenziellen Krisen führen. Dann ist es wichtig zu wissen, wo man Hilfe bekommt.

Text: Lisa Bolyos

Ein Immobilienunternehmen mit recht pompösem Sitz in Langenzersdorf, NÖ, möchte einen Mieter, der zahlungssäu… weiterlesen

Die neue Selbstverständlichkeit von Spielfeld

Sachbuch: Balkanroute

«Damals», schreibt die Juristin Petra Leschanz von Border Crossing Spielfeld, «schienen viele geltende Normen außer Kraft gesetzt. (… ) Die Freiheit, sich in Sicherheit zu bringen, die Freiheit, menschliche Unterstützung zu geben, wurde zur neuen Sel… weiterlesen

Wash and go

Waschsalons sind nützliche Einrichtungen mit dem kargen Charme von Warte­hallen, jedenfalls in Wien. Selbst im harten Lockdown haben sie geöffnet, denn es gibt so etwas wie ein Recht auf saubere Wäsche.

TEXT UND FOTOS: WENZEL MÜLLER

40 Jahre la… weiterlesen

«Das herrliche Geschirr»

Lokalmatadorin

Christa Barbanek schreibt über ihr Leben – auch über ihr altes Gasthaus in Simmering.

TEXT: UWE MAUCH
FOTO: MARIO LANG

Es ist ein autobiografischer Text, an dem sie arbeitet, mit berührenden Passagen wie dieser: Also suchten wir uns jemanden, … weiterlesen

Nachtleben oder Nachtsterben?

Vibrierende Bässe, zuckende Lichter, pulsierende Partymassen? Seit Beginn der Coronapandemie liegt Österreichs Clubkultur wegen menschenleerer Nachtlokale brach. Was dort noch pulsiert, sind nur die Adern der sorgenvollen Besitzer_innen, die sich auß… weiterlesen

Ein Schlachthaus aus Zucker

Musikarbeiter unterwegs … Bacherplatz, Peking, Büro

Mit Reserviert legt der Künstler Clemens Denk ein tatsächliches Soloalbum vor. 44 Stücke, die sich Kategorisierungen so verspielt wie ernsthaft entziehen.

TEXT: RAINER KRISPEL
FOTO: MARIO LANG

«I wish I had the time, to be a wanker just like y… weiterlesen

Wider das Vergessen

Aus der KulturPASSage

Mein kultureller Streifzug führte mich diesmal ins Weltmuseum zu gerne totgeschwiegenen Kriegsverbrechen. Im 1. Stock des Museums befindet sich noch bis 3. 4. die Ausstellung Stories of Traumatic Past. Sie behandelt den Kolonialismus im Kongo, die Ge… weiterlesen

Auf- und Umbrüche

Online-Filmfestival: 20 Jahre Tricky Women

Was Mädchen nicht dürfen: auf Bäume klettern, mit dem Vater zum Fischen fahren. Und dann werden sie auch noch ständig von den
Buben gemobbt. Lu und Wei, zwei kleine Mädchen in einem chinesischen Dorf, möchten dem entkommen und machen sich in einem B… weiterlesen

When she looked

Ausstellung

«Ich habe wenig Erinnerung an meine Kindheit», sagte die britische Künstlerin Tess Jaray einmal in einem Interview. Doch jetzt, als Jaray das Cottage ihrer Eltern ausräumte, fand sie Kinderzeichnungen, auf denen sie fünfjährig die englische Landschaf… weiterlesen

Die Welt in der Wohnung

Literatur

Karl-Markus Gauß ist weithin bekannt als Schriftsteller, der sich auf Reisen in entlegene Gegenden begibt, um dort versprengte, marginalisierte, an den Rand gedrängte Volksgruppen und ihre Sprach- und andere Gebräuche aufzuspüren – zumeist mit sachdi… weiterlesen

PC SKREPEK/WC WIZLSPERGER

interpretieren H. C. ARTMANN aus da dintn

Eine Trottelei am Cover muss sein, diesmal ist es eine C-Tour: also HC, PC, WC. Im Vortrag wird’s dann seriöser, mit Betonung auf der Endung «er». Die Kollegen Skrepek und Wizlsperger, zwei g’standene Schlitzohren, widmen sich dem Dialekt-Werk des Wo… weiterlesen

HANNELUNDER

Animals & Beasts

Was haben Kinder und Lamas gemeinsam? Sowohl als auch lassen sich unter dem Tisch verstecken! Hannelunder veranstalten Themenpartys mit dem Schwerpunkt, bei diesen Happenings neue Songs zu generieren. Die eingangs unscharf übersetzten Zeilen des Lied… weiterlesen

Ein Tag voll Sonne

Ein Tag voll Sonne

von Katharina Kleibel

 

Ein Tag voll Sonne

Und voll blauem Himmel

Tut gut

Nach den nebeligen Zeiten

Ein Tag ein bisschen hinaus

Ins Grüne

Ein Tag ins Freie

Das haben sich heute viele Menschen… weiterlesen

Wie Martin Luther King und Mahatma Gandhi

Der Ende letzten Jahres verstorbene Österreicher Eric Schwam vermachte einer südfranzösischen Gemeinde kolportierte rund zwei Millionen Euro. Warum, das kann ERICH FÉLIX MAUTNER berufen erklären. Immerhin wurde er in dieser Gemeinde geboren.
 
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Phettbergs Phisimatenten: Ein Charisma muss her!

M I T T W O C H, 6. 3. 2013: 07:12: «Erster März Neunzehnsiebzig» ist ein Termin, wie in Stein in mir gemeißelt, da wurde Bruno Kreisky gewählt! Es begann die Transzendenz für mich. Seither hab ich mein Gewissen zu Jesus mit Kreisky im Blickfeld vers… weiterlesen

Schlüsselproblem

Haben oder nicht ist die Frage. Das kennen viele. Da steht man ganz zwanglos am Gang, die Türe ist nur angelehnt und dann kommt ein Windstoß und knallt sie zu. Du bist vielleicht nur leicht bekleidet und in Hausschuhen.
Na heiter, was jetzt? Wo oder… weiterlesen

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