Augustin 530
Nöte, Räder, Häfen
Martin Puntigam verwechselte zwar letztens die Augustin-Liebhaberei, die schlanke 25 Euro pro Monat kostet, mit einem Abo. Er wies aber korrekterweise darauf hin, dass es fast immer Zufällen unterliegt, ob man ein gutes Leben führen kann oder nicht. Frauen, die Erfahrungen mit Wohnungslosigkeit gemacht haben, können ein Lied von üblen Zufällen singen. Einige von ihnen werden im Kurzfilmprojekt Weiße Türen, weiße Fenster interviewt, zwei davon kommen in der Titelgeschichte (ab Seite 6) zu Wort.
In solchen wie in anderen Notfällen hilft gelegentlich ein Seelsorger, zumal wenn er seiner Arbeit in einem Gefängnis nachgeht.
Florian Müller hat einen porträtiert (ab Seite 10). Für eine Gesellschaft ohne Gefängnisse hatte sich einst der französische Intellektuelle
Michel Foucault stark gemacht. So gesehen, ist ein Abriss von Haftanstalten durchaus zu begrüßen – jedenfalls mit mehr Enthusiasmus als die Demontage des Dusika-Stadions, das jahrelang als internationales Epizentrum des Bahnradsports galt (ab Seite 16). Und auch beim
aktuellen Lokalmatador, dem Radlobbyisten Roland Romaro, dreht sich vieles ums abgasfreie Vehikel (Seite 19).
Im Gegensatz zu Ferry Dusika, nach dem das bald demontierte Stadion benannt wurde, war die Beat-Poetin ruth weiss keine Begünstigte des NS-Regimes, sondern eine von ihm Verfolgte. Sie musste aus Österreich flüchten und wurde später in den USA als Dichterin in einem Atemzug mit Jack Kerouac und Allen Ginsberg genannt. Thomas Antonic, der sich mit ihrem Schaffen beschäftigt, gibt darüber (ab Seite 22) Auskunft. Eine andere stilbildende Frau steht im Zentrum des Texts von Jella Jost (ab Seite 28): die famose Malerin Xenia Hausner, der gegenwärtig in der Albertina eine große Ausstellung gewidmet ist. Feminismus for future!