Augustin 531
Geschick versus Glück
Wir sind beruhigt: Im Zuge der Recherche fürs Coverdossier (ab Seite 6) hat Hannes Gaisberger herausgefunden, dass Schnapsen laut österreichischem Recht kein Glücks-, sondern ein Geschicklichkeitsspiel ist! Das Recht treibt seine wunderlichen Blüten. Ohne jetzt die Leistungen von Schnapskönig_innen schmälern zu wollen: Fehlt das Kartenglück, wird es wohl schwierig sein, Turniere zu gewinnen. Gerne hätten Hannes Gaisberger und seine Fotokollegin Carolina Frank eines besucht, doch aus bekannten Gründen fanden in Wien und Umgebung bis Redaktionsschluss noch keine statt. Aber warum bringen wir dann gerade jetzt ein Dossier über das wohl beliebteste Kartenspiel in Österreich? Weil wir ein neues Merchandiseprodukt bewerben wollen, nämlich den Augustin Schnapser. Dieser wird vielleicht nicht gleich die Welt aus ihren Angeln heben, er hat aber das Zeug dazu, tradierte Bilder über den Kartenhaufen zu werfen.
Eine weitere – und leider – Sumpfblüte in der österreichischen Gesetzgebung ist der sogenannte Maßnahmenvollzug. Für den zweiten Teil unserer aktuellen Gefängnistrilogie (ab Seite 10) besuchte Angelika Burgsteiner die Justizanstalt Asten bei Linz, wo gerade ein – man muss schon sagen – sensationelles Projekt in Kooperation mit dem Freien Radio B138 anläuft: Das Häfnradio, bei dem junge Insassinnen Sendungen gestalten, und somit zumindest kurzzeitig den streng regulierten Haftalltag etwas hinter sich lassen können.
Das Regulativ zur deutschen Grammatik lässt Thomas Fürth in seinem Text die welt sein das alles das was der fall sein sehr weit hinter sich (ab Seite 28). Man wird ein bisschen Hirnschmalz investieren müssen, um dem Fürth’schen Deutsch folgen zu können – wo wir wieder beim augustinischen Blatt wären, das in der Gewöhnungsphase definitiv mehr Geschick als Glück erfordert.