Augustin 534
Eine Stadt zum Entspannen
Der Augustin-Verkäufer Tony definiert das Zuhause als jenen Ort, wo man sich entspannen kann (S. 3). Er hat den Weg durch die Wüste nach Europa auf sich genommen und ist in Wien gelandet. Hier wusste er gleich, dass er bleiben möchte. Wien ist sein Zuhause geworden. Die Schülerin Sama braucht Hilfe beim Lernen. Menschen aus ihrer Umgebung unterstützen sie, wie die Frau von der Bücherei, der Fußballtrainer oder ein Nachbar (S. 5). Tony und Sama leben offensichtlich in Grätzeln, wo noch ein Austausch zwischen den Bewohner_innen gepflegt wird. Diese Art von Begegnungszone lässt sich zwar nicht am Reißbrett entwerfen, aber förderliche Maßnahmen sind hinlänglich bekannt.
Am Matzleinsdorfer Platz würde sich jetzt die Chance bieten, «mit vergleichsweise wenig Geld ein starkes politisches Statement [zu] setzen. Für einen anderen Verkehr, für eine solidarische und für eine soziale Stadt», schreibt Tomash Schoiswohl in der Coverstory (S. 6). Der Stadtforscher und Künstler beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Matz Platz, diesem «Monument der autogerechten Stadt», der nun im Zuge des U-Bahn-Baus neu formatiert werden könnte. Und logisch, dass Immoentwickler_innen schon in den Startlöchern stehen, doch die Politik hätte alles in der Hand, die Richtung vorzugeben.
In der Peripherie ist vor dem Immobilienmarkt meist die freie Kunstszene zur Stelle, manchmal auch die institutionalisierte, wie etwa das Volkstheater mit der Reihe In den Bezirken. Ihr neuer künstlerischer Leiter, Calle Fuhr, erzählte unserer Mitarbeiterin Magdalena Mayer von seinen Beobachtungen in der Krisenzeit (S. 22): Das Zwischenmenschliche hätte am meisten gefehlt, und er habe bemerkt, wie toll es sei, wenn man sich in der Nachbarschaft gegenseitig helfen würde. Hier schließt sich der Kreis zu Tony und Sama.