Augustin 545

Brennende Probleme

Eine Redensart lautet, der oder die sei anderen das Schwarze unter den Fingernägeln neidig. Mit Blick auf unsere Coverstory könnte durchaus jemand neidisch auf das Bunte auf den Fingernägeln werden … Wobei, Neid sagt ja weniger «Das will ich auch!» als vielmehr «Ich gönn’ dir nicht, dass du das hast, weil ich es nicht hab’.» Zurück zur Story über kunstvoll gestaltete Fingernägel: Ruth Weismann (Text) und Magdalena Fischer (Fotos) berichten, was sich in Sachen Nail-Art in Wien tut (S. 6).
Eine weitere, durchaus kuriose Redensart umschreibt ein dringendes Problem als etwas, das «auf den Fingernägeln brennt». Angeblich kommt die Floskel daher, dass Mönche sich einst kleine Kerzen als Minileselampen auf den Daumennagel klebten, um nachts z. B. im Messbuch lesen zu können. War die Kerze weit heruntergebrannt, hatte man ein brennendes Problem. Ein Problem, das vielen Schüler_innen auf den Nägeln brennt, ist der diesjährige Maturamodus. Zwei Jahre lang waren die mündlichen Maturaprüfungen coronabedingt nur freiwillig abzulegen. Heuer sollen sie wieder verpflichtend sein. Unter Schüler_innen regt sich Widerstand, nicht nur gegen die Reifeprüfungsmodalitäten. Lisa Bolyos sprach mit den Schulsprecher_innen des Gymnasiums Hegelgasse über Distance Learning, Schichtbetrieb und Warnstreiks (S. 10). Grundsätzlich fragt es sich, wie zeitgemäß die Matura in ihrer derzeitigen Form überhaupt ist.
Zeitgemäß in der ökologischen Krise ist es, Abfall wiederzuverwerten. Zunehmend werden auch bei Gebäudeabrissen anfallende Materialien wie Bauschutt, Fenster oder Parketten recycliert. Christian Bunke sprach mit dem Bau- und Umwelttechniker Jakob Lederer über diese lobenswerte Entwicklung, und warum erst gar nicht abreißen noch ökologischer wäre (S. 13).
Übrigens ist gar nicht bauen auch oft eine gute Lösung. Kein Bau in der Lobau!

Ich denke immer an die Arbeit

Augustiner Krasimir

Bevor ich nach Wien gekommen bin, habe ich in Deutschland auf einer Baustelle gearbeitet. Zehn Stunden am Tag, das gab gutes Geld. Durch Corona gab es plötzlich keine Arbeit mehr, alles hat zugesperrt. Ich musste im Auto schlafen, das wurde sehr kalt… weiterlesen

Eine einmalige Gelegenheit zum Binge-Watching

wos is los … beim Augustin

«Ja dürfen die denn das?», lautet die zentrale Frage, wenn Augustin-Kolporteur_innen oder Asylant_innen auf Urlaub fahren. No na!, dachten sich Hubsi Kramar und Alexandra Reisinger in den 2000er-Jahren und machten drei Mal jeweils mit einer Hand voll… weiterlesen

Zeitverzögert

eingSCHENKt

Was wird sein, wenn die Pandemie vorbei ist? Wenn das Virus kein Thema mehr ist? Es wird heißen: Jetzt ist’s vorbei. Für viele wird es aber nicht vorbei sein. Es wird Wohnungslose geben, Leute werden Arbeit suchen, Frauen werden mit ihrem Niedriglohn… weiterlesen

Kunst am Fingernagel

International liegen sie schon länger im Trend: künstlerisch designte Fingernägel. Ist das ein Spleen der Modewelt, oder sind bald auch in Wien alle Fans von Nail-Art?

Text: Ruth Weismann
Fotos: Magdalena Fischer

Auf einen hellblau lackierten … weiterlesen

«Wir machen erst einmal Warnstreiks»

Schulproteste. Seit 2020 sagen Bildungsexpert_innen, dass Schüler_innen unter dem Covid-Management leiden. Jetzt reden sie selbst. Lina Hadi (16) und Julian Neubauer (18), Schulsprecher_innen im Gymnasium Hegelgasse 12, im Gespräch über Distance Lear… weiterlesen

Adiós Compañera!

Traude Lehner 1955–2022

Am Freitag, dem 28. Jänner starb Traude Lehner an einer Tumorerkrankung. Beim Augustin war sie so etwas wie eine Multifunktionärin – Verkäuferin, Mitglied der Theatergruppe, Autorin (KulturPASSage), Aktivistin in sozialen Belangen. «Es gibt keine soz… weiterlesen

Einfach mal stehenlassen

In der Baubranche wird vermehrt über die Wiederverwertung von Baustoffen abgerissener Gebäude geredet. Das ist gut. Noch besser wäre, es kommt gar nicht erst zum Abriss.

Text: Christian Bunke
Illustration: Much

Wer dem Bau- und Umwelttechniker… weiterlesen

Das zu kurze Leben des Franz Doms

Sachbuch: Homosexualität in der NS-Zeit

«Der letzte Fall zeigt mit aller Deutlichkeit die neuerlich angewachsene Gefahr, die dieser Gewohnheitsverbrecher bedeutet.» «Die Tatsache, dass Kurt auch hier war, änderte für Franz alles. Es ging jetzt nicht mehr nur um ihn selbst, sondern auch um … weiterlesen

Was vegane Burger mit ­Weltfrieden zu tun haben

Die Meditationsgemeinschaft Supreme Master Ching Hai Association möchte durch vegane Ernährung für weltweiten Frieden sorgen. Teile der Organisation: eine vielseitige Anführerin, eine Restaurantkette und ein Fernsehsender, der nur gute Nachrichten ve… weiterlesen

«Ich habe einen Traum»

Lokalmatador

Philipp Eder ist Mitbegründer des Start-ups EDDI Bike, das Stadträder im Abo anbietet.

TEXT: UWE MAUCH
FOTO: MARIO LANG

Auf Jusef ist Verlass: Der junge Mann ist in der Werkstatt von «Jugend am Werk» für das Service der EDDI Bikes zuständig. «… weiterlesen

Zwischenstadium

Ein burgenlandkroatischer Lyrik- und Fotoband zum Thema Pendeln

im zug / fliegen mir Wortfetzen / um die Ohren / werden zum Schwall / zur nicht enden wollenden Kaskade / im überflüssigen Lärm / kann ich nicht lesen / ja nicht einmal schlafen / es bleibt mir nur eines / schreiben – lautet das programmatische Gedic… weiterlesen

«Es sind Fehler ­gemacht worden»

In der Wiener Secession kam es zu falschen Stundenabrechnungen für geringfügig angestellte Mitarbeiter_innen. Die Basisgewerkschaft «Wiener ArbeiterInnen-Syndikat» rief einen Arbeitskampf aus. Es geht auch um strukturelle Probleme.

TEXT: Magdalena… weiterlesen

Entschieden lächelnd

Musikarbeiter unterwegs … Siebenbrunnenplatz, Landungssteg Ebensee

Bipolar Feminin gelten nach ihrer ersten Single als «heißer Scheiß» des Musikjahres 2022. Das Quartett trifft mit direkten Texten und ebensolchem Sound einen Nerv.

TEXT: RAINER KRISPEL
FOTO: MARIO LANG

Süß lächelnd, die erste Single von Bipola… weiterlesen

Wer ist bedürftig?

Kunst und soziale Gegensätze

Hockt da ein Bettler in der Ecke? Die Skulptur Sitzender von Albrecht Wild, auf den ersten Blick täuschend echt, platziert im ersten Raum der aktuellen Ausstellung arm & reich im Dom Museum, sorgt für leichte Irritation bei Besucher_innen. Wilds … weiterlesen

Dziga Vertov online – Bilder aus der Frühzeit der Sowjetunion

Aus der KulturPASSage

Diesmal stöberte ich im Online-Archiv des Filmmuseums, das über eine Sammlung des russisch-jüdischen Dokumentarfilmers ­Dziga Vertov verfügt, die es seit den 1960ern mit aufgebaut hat. David Abelevič Kaufman, wie er mit bürgerlichem Namen hieß, war e… weiterlesen

Erinnerungen an die Fotografin Madame D’Ora

Sachbuch

Wenn sich die Autorin Eva Geber auf Spurensuche begibt, können Leser_innen ungewöhnliche Entdeckungen machen. In den letzten Jahren beschäftigte sie sich mit den Tagebüchern und Briefen der Fotografin ­Madame D’Ora, mit Geburtsnamen Dora Kallmus. Aus… weiterlesen

Mitten im Leben

Roman

«Sie haben dich hier trotz deiner Defizite genommen, und …» «Meiner Defizite?» «Ja. Deiner Defizite. Ich werde das nicht weiter ausführen. Du weißt, was ich meine. Du kommst aus schwierigen Verhältnissen, Das ist bedauerlich, aber so ist es nun mal.»… weiterlesen

foin

WOSCHDOG

Finstere Dialektlyrik in Wiener Mundart abseits vom Trinken und Sterben im morbiden Wienerlied. Die Schauspielerin und Regisseurin Ingrid Lang hat schon dem Ernst Molden, seinerzeit 2011, ihre Stimme geliehen. Später rückte das Theater wieder ins Zen… weiterlesen

U6

GAMINER

Von Siebenhirten nach Floridsdorf rollt das herausforderndste Öffi der Stadt. Das Quartett Gaminer widmet der ehemaligen Stadtbahn ein ganzes Album – U6. Hinter Gaminer verschanzt sich der Konzeptmusiker Michael Crombach, kein Album ohne ausgetüftelt… weiterlesen

Nach einer langen Trauer …

(Ein Brief an mich)

In erster Linie, schau, dass du genug Kraft hast. Das ist Ausgangsposition für alles! Also viel schlafen, gesund schlafen, Natur, Ruhe, im Grünen sitzen. Grün ist eine besondere Farbe, signalisiert sehr viel, ob es eine Wiese ist oder ein Garten mit … weiterlesen

Älter werden

Die Abenteuer des Herrn Hüseyin (Jänner 2022)

Hüseyin ist seit dem Ausbruch der Pandemie nicht mehr in der alten Heimat gewesen. Er hat Angst, dass er die Eltern nicht mehr sehen könnte. Nur, wenn eines der Geschwister bei ihnen zu Besuch ist, dann kann er sie über Videotelefonie sehen. Es macht… weiterlesen

teilen: