Augustin 548
Unbekannte Geschichten
Wenn in Medien über fossile Brennstoffe diskutiert wird, ist die Klimafrage oft zentral (wenn auch generell zu wenig). In letzter Zeit ging es wegen Putins Krieg in der Ukraine v. a. darum, wie abhängig oder nicht welche Länder von russischem Gas und Öl sind. Mit dem Erdöl-Coverschwerpunkt wollen wir jetzt nicht sagen: Wir haben eh Öl in Österreich, erhöht die Fördermenge! Sondern die Geschichte der Erdölförderung im Wiener Becken beleuchten, die, so Autor Benjamin Steininger, «erstaunlich unbekannt» ist (S. 6). Auch das Gebiet der heutigen Ukraine spielt dabei eine Rolle. Auf einer anderen Ebene beschäftigt sich Künstler Ernst Logar mit Erdöl, eines seiner Werke ist am Cover zu sehen (Interview S. 9). Viele Menschen, auch viele in Wien lebende Ukrainer_innen, organisieren derzeit Hilfe für Menschen, die vor dem Krieg flüchten. Kerstin Kellermann berichtet davon auf Seite 13. Einen schalen Geschmack verursacht allerdings die Regierung, die einen Unterschied zwischen Refugees mit und ohne ukrainische Staatsbürgerschaft macht. Auch Herr Hüseyin alias Mehmet Emir merkt an, dass nicht alle Geflüchteten gleich behandelt werden. Selbst aus einem Gebiet stammend, in dem Krieg ist, möchte er außerdem Pazifist bleiben (S. 30).
Noch eine unbekannte Geschichte rollen wir bzw. Chris Haderer auf: Thaliwood. Hätte die Filmproduktionsstätte am Flughafen Thalerhof bei Graz länger als sieben Jahre überdauert, wäre der Begriff heute wohl so bekannt wie Holly- oder Bollywood (S. 16).
Am Ende dieses Editorials soll der Beginn von Jella Josts Essay stehen (S. 28). «Hannah Arendt», so schreibt Jost, «sagte, es gibt Zeiten, in denen man sich eingestehen muss, dass man die Welt im Ganzen nicht ändern kann. Man muss herausfinden, wo jetzt die eigene Verantwortung liegt, was man tun muss, um weiter mit sich leben und in den Spiegel schauen zu können.»