Augustin 568
Straßen- und Vorstadtzeitung
Der Augustin ist per Definition eine Straßenzeitung, -davon abgesehen auch eine Vorstadtzeitung. «Vorstadt», weil wir im übertragenen Sinne bewusst von Hauptstraßen in Seitengassen abzweigen. Wir gehen mit Vorliebe Themen nach, die abseits vom bemüht behübschten Stadtraum angesiedelt sind, und suchen Orte auf, die eher als rough denn als hip gelten: zum Beispiel die Einmündung der Kaiser-Ebersdorfer-Straße in die Simmeringer-Hauptstraße. Dort sitzt nämlich stoisch der Coverboy dieser Ausgabe, ein wegen seines Wuchses und wegen seiner Krone im doppelten Sinne mächtiger Frosch. Diese Froschkönigskulptur von Gottfried Kumpf ist Ausgangspunkt einer Spurensuche nach künstlichen Amphibien und Reptilien in Wien (S. 6). Der Autor Thomas Hofmann möchte damit auch dazu animieren, beim Benützen der Stadt die Blicke wieder weg von den Smartphones hin zu analogen urbanen Erlebnisräumen zu richten.
Zu etwas ganz anderem animieren möchte Martin Schenk in seiner Kolumne (S. 5): zu weniger Fremdenfeindlichkeit in dieser Stadt, als Reaktion auf den W-Häusl-Spruch. Jon Sass muss aus eigener Erfahrung bestätigen, dass Rassismus hier noch lange nicht überwunden ist. Der aus Harlem -stammende Tubaspieler bereichert schon seit über 40 Jahren Wien, -somit wurde es auch höchste Zeit, ihn im Augustin vorzustellen, was Christoph Fellmer in Wort und Bild erledigt hat (S. 20).
«Eine seltene Chance» sieht Katharina Rogenhofer im Zuge des U-Bahn-Ausbaus für zeitgemäße Umgestaltungen von Straßen und Plätzen, damit sie nicht länger autogerecht bleiben. Welche Konzepte zu verfolgen wären, erklärt sie in der «Klimazone» (S. 14). Hier schließt sich auch ein Kreis(-verkehr), denn Gottfried Kumpf gestaltete nicht nur den Simmeringer Froschkönig, sondern auch eine Autobahnraststätte in Niederösterreich – qua(k)si ein Allroundkünstler